Eine Zahl von 6 Airbags ist heutzutage bei fast allen Autos in Europa Standard, auch 8 sind keine Seltenheit mehr. Und bald könnte ein weiterer hinzukommen – ein Airbag für die Füße.
Der Zulieferer ZF Lifetec hat den sogenannten „Active Heel Airbag“ entwickelt, der die Sicherheit der Insassen weiter erhöhen soll.
Warum ein Fußairbag?
Der Knieairbag ist in vielen Fahrzeugen bereits verbaut. Er unterstützt das Rückhaltesystem von Sicherheitsgurt und Frontal-Airbag, indem er die Insassen über Knie und Oberschenkel zusätzlich schützt. Das funktioniert jedoch nur optimal, wenn die Füße stabil auf dem Boden positioniert sind. Mit neuen Sitzkonzepten, die während der Fahrt mehr Komfort ermöglichen – etwa durch weit zurückgeschobene Sitze –, kann diese Stabilität verloren gehen.
Fehlender Halt im Fußraum kann dazu führen, dass sich die Beine unkontrolliert bewegen, was wiederum das Verletzungsrisiko der unteren Extremitäten erhöht. Zwar sind Beinverletzungen meist nicht lebensbedrohlich, doch sie können langfristige gesundheitliche Einschränkungen mit sich bringen.
Ergänzung zum Knieairbag
ZF Lifetec hat deshalb den Active Heel Airbag entwickelt. Er sorgt dafür, dass die Ferse auch in entspannten Sitzpositionen stabil aufliegt. Das ist wichtig, da eine gute Fußposition die richtige Kniebewegung in Richtung Knieairbag gewährleistet. In klassischen Sitzpositionen ruht die Ferse stabil auf dem Boden.
Dadurch kann das Knie kontrolliert in den Knieairbag eintauchen, und ein großer Teil der Crashenergie wird über den Oberschenkel – den stabilsten Knochen im menschlichen Körper – in die Fahrzeugstruktur abgeleitet. Tests zeigen jedoch, dass sich der Mechanismus verändert, sobald der Insasse den Sitz nach hinten schiebt. Der Abstand zwischen Ferse und Boden vergrößert sich, und eine stabile Auflagefläche fehlt.
Herausforderung der Komfortpositionen
Laut Harald Lutz, Entwicklungsleiter bei ZF Lifetec, ist das Problem klar: „Fehlt der Fersenauflaufpunkt, kann das Knie nicht mehr optimal in den Airbag eintauchen. Dadurch sinkt die Schutzwirkung.“ Ohne eine stabile Abstützung kommt es zu unkontrollierten Beinbewegungen, die das Verletzungsrisiko erheblich erhöhen.
Der Active Heel Airbag sorgt dafür, dass auch bei zurückgelehnten Sitzpositionen ein stabiler Auflagepunkt für die Ferse gegeben ist. So bleibt die Schutzwirkung des Knieairbags erhalten.
Einsatz auf der Fahrerseite
Nicht nur für Beifahrer, sondern auch für Fahrer könnte der Active Heel Airbag von Bedeutung sein. Besonders in Autos mit assistiertem oder autonomem Fahren könnte er eine wichtige Rolle spielen. In solchen kann der Fahrer seinen Sitz stärker nach hinten verstellen, wenn das Auto zeitweise selbst fährt.
Hier ist der Airbag eine Lösung: Er kann in Komfortpositionen aktiviert werden, beispielsweise durch einen Knopf oder eine kameraüberwachte Innenraumerkennung (Interior Monitoring). Dadurch bleibt auch auf der Fahrerseite eine optimale Fersenposition gewährleistet.
Platzsparende Technologie
Ein Vorteil des Active Heel Airbags ist seine kompakte Bauweise. Er benötigt keinen zusätzlichen Bauraum, sondern wird direkt in den Boden integriert. Im Falle eines Unfalls bläst er sich unter dem Teppich auf und sorgt so für eine stabile Fersenposition. Das reduziert das Risiko, dass der Fuß bei einem Unfall umknickt oder auf scharfe Kanten trifft – etwa auf das Bremspedal.
ZF Lifetec plant, dass der neue Fußairbag in nahezu allen Fahrzeugen integriert werden kann. Er wäre besonders für Autos mit Komfort-Sitzeinstellungen interessant und könnte ab 2028 in Serienmodellen zum Einsatz kommen. Bild- und Videonachweis/Quelle: ZF Lifetec