Donnerstag , 25. April 2024
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Der neue Mercedes-AMG SL: Die Neuauflage einer Ikone!

Lesezeit 56 Min.

Der neue Mercedes-AMG SL: Motor, Getriebe und Allradantrieb

Der neue Mercedes-AMG SL: Die Neuauflage einer Ikone!

Zur Markteinführung startet der neue Roadster mit zwei Leistungsstufen des AMG 4,0-Liter-V8-Biturbomotors. Und erstmals in seiner Geschichte überträgt der SL die Kraft auch mit Allradantrieb auf die Straße.

Im Topmodell SL 63 4MATIC+ (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP 12,7-11,8 l/100 km, CO2-Emissionen kombiniert WLTP 288-268 g/km) leistet das bewährte Triebwerk 430 kW (585 PS) und stellt ein maximales Drehmoment von 800 Nm über ein breites Drehzahlband von 2.500 bis 4.500 U/min zur Verfügung. Damit vermittelt die Topmotorisierung des Roadsters in jedem Drehzahlbereich absolute Souveränität. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,6 Sekunden verdeutlicht dies ebenso wie die Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h. Im Mercedes-AMG SL 55 4MATIC+ (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP 12,7-11,8 l/100 km, CO2-Emissionen kombiniert WLTP 288-268 g/km) stellt das V8-Aggregat 350 kW (476 PS) Leistung und 700 Nm maximales Drehmoment bereit. Der Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 km/h dauert 3,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 295 km/h erreicht.

Der weiterentwickelte AMG 4,0-Liter-V8-Motor arbeitet nach wie vor mit Biturbo-Aufladung, bei der die beiden Lader nicht außen an den Zylinderbänken, sondern dazwischen im Zylinder-V angeordnet sind. Die Vorteile des „heißen Innen-Vs“: kompakte Motorbauweise, spontanes Ansprechverhalten der Turbolader und geringe Abgasemissionen durch bestmögliche Anströmung der motornahen Katalysatoren.

Um das Ansprechverhalten weiter zu verbessern, finden Turbolader mit Twin-Scroll-Technologie Verwendung. Das Gehäuse des Laders ist hier in zwei parallel verlaufende Strömungskanäle aufgeteilt. Zusammen mit zwei ebenfalls getrennten Abgaskanälen im Abgaskrümmer ermöglicht dies, die Abgase auf das Turbinenlaufrad separat zu steuern. Ein Kanal wird durch die Abgase des ersten und zweiten Zylinders einer Zylinderbank gespeist, der andere durch die Abgase des dritten und vierten Zylinders. Ziel ist es, eine gegenseitige negative Beeinflussung der einzelnen Zylinder beim Ladungswechsel zu verhindern. Dadurch reduziert sich der Abgasgegendruck und der Gaswechsel wird verbessert. Die Folge sind mehr Leistung durch die bessere Zylinderfüllung mit Frischgas, ein höheres Drehmoment bereits bei niedrigen Drehzahlen und ein sehr spontanes Ansprechverhalten.

Zu den Motormerkmalen gehören zudem gewichtsoptimierte Kolben, eine angepasste Luftansaugung und Ladeluftkühlung sowie umfangreiche Software-Entwicklungen. Beibehalten wurden die strahlgeführte Benzin-Direkteinspritzung mit Piezo-Injektoren, das Vollaluminium-Kurbelgehäuse, die 4-Ventil-Technik mit Nockenwellenverstellung, die Luft-Wasser-Ladeluftkühlung, das Generatormanagement, die ECO Start-Stopp-Funktion und die Segelfunktion.

Spezielle Modifikationen für den Einsatz im SL

Für den Einsatz im SL erhielt das intern M 177 genannte Triebwerk eine neue Ölwanne, neu positionierte Ladeluftkühler sowie eine aktive Kurbelgehäuseentlüftung. Die Ein- und Auslasskanäle wurden für einen noch effektiveren Gaswechsel optimiert und die Abgasführung für Katalysatorbox und Otto-Partikelfilter vergrößert. Die Mehrleistung des SL 63 4MATIC+ erzielten die Entwickler in erster Linie durch einen höheren Ladedruck und größeren Luftdurchsatz sowie eine modifizierte Motorsoftware. In Summe begeistert der Achtzylinder durch seine außergewöhnliche Leistungsentfaltung mit kraftvollem Schub in allen Drehzahlbereichen, verbunden mit höchstmöglicher Effizienz für niedrige Verbrauchs- und Emissionswerte.

Im SL 63 4MATIC+ verfügt der Achtzylinder über aktive Motorlager. Der SL 55 4MATIC+ kann optional im Rahmen des AMG DYNAMIC PLUS Pakets damit ausgestattet werden. Die Lager lösen den Zielkonflikt zwischen einer möglichst weichen Anbindung des Triebstrangs für hohen Komfort und einer möglichst steifen Anbindung für optimale Fahrdynamik, indem sie ihre Steifigkeit stufenlos und schnell an die jeweiligen Fahrbedingungen anpassen. Dabei handelt es sich um flüssigkeitsgefüllte Gummilager. Die Fahrzeugsensoren erkennen die jeweilige Fahrsituation sowie das daraus resultierende Schwingungsverhalten des Motors und geben diese Informationen an ein Steuergerät weiter. Dieses regelt die Kraft, mit der der Motor an die Karosserie angekoppelt wird, und optimiert somit das Fahrverhalten. Dazu wird in dem Lager ein magnetisches Dämpferfluid durch einen Ringspalt einer Spule gepresst. Unterschiedlich hohe Ströme erzeugen dabei eine magnetische Kraft, die den Durchfluss und damit die Motorlagerung entsprechend den Informationen aus dem Steuergerät regelt.

Drei Kühlkreisläufe für optimales Temperaturmanagement

Damit es dem neuen Mercedes-AMG SL auch beim forcierten Einsatz auf Racetracks nicht zu heiß wird, kümmern sich gleich drei Kühlkreisläufe um einen ausgewogenen Temperaturhaushalt. Der Hochtemperaturkreislauf kühlt den AMG 4,0-Liter-V8-Biturbomotor und die beiden Abgasturbolader. Er versorgt außerdem den Heizungswärmetauscher für die bedarfsgerechte und komfortable Temperierung des Innenraums. Die mechanische Wasserpumpe ist raumsparend am Motorblock platziert und erhält ihren Antrieb zuverlässig und direkt über den Steuertrieb, wobei ein Ritzel auf der Nockenwelle in das Zahnrad der Wasserpumpe greift. Die Pumpe wälzt insgesamt 12,3 Liter Kühlmittel mit bis zu vier Bar Druck und 400 Litern pro Minute um.

Das dreireihige Hauptkühlmodul (Hochtemperaturkühler, Niedertemperaturkühler, Kondensator), der angeflanschte Sauglüfter und der – unter anderem für einen niedrigen Schwerpunkt „liegend“ eingebaute – Zusatzbugkühler (für den Hochtemperaturkreislauf) sind hinter der großformatigen Kühlerverkleidung mittig vor dem Motor positioniert. Somit können sie optimal und mit großem Luftvolumen angeströmt werden. Einfluss auf das Wärmemanagement nehmen nicht nur das dreistufige Thermostat und das Absperrventil (bei kaltem Motor wird der Kühlkreislauf angehalten, damit das Triebwerk schneller auf Betriebstemperatur kommt), sondern auch aktive Aerodynamik-Elemente wie die beiden AIRPANELS vor dem Hauptkühlmodul oder das aktive Aerodynamik-Element im vorderen Unterboden.

Mit 7,2 Liter Volumen fällt der Niedertemperaturkreislauf etwas kleiner aus. Er bedient die Ladeluftkühler, das AMG SPEEDSHIFT MCT 9G Getriebe sowie das Motorsteuergerät. Die Leistung des Hauptkühlers unterstützt ein Zusatzkühler im linken Radlauf. Durch die indirekte Luft-Wasser-Ladeluftkühlung konnten die Entwickler eine effiziente Ladeluftkühlung für hohe Leistung auch bei schwierigen Außenbedingungen sicherstellen. Der Kunststoff-Lufteintrittskasten ist so ausgeführt, dass eine maximale Gleichverteilung der Luft über die Rohre – bei minimalem Druckverlust – ermöglicht wird. Die Dimensionierung der Ladeluftkühlungskomponenten erlaubt es, die Ladelufttemperatur in genau definierten Werten über der Umgebungstemperatur zu halten.

Der dritte Kühlkreislauf ist für das Motoröl zuständig. Der Öl-Wasser-Wärmetauscher („Ölkühler“) im rechten Radlauf ermöglicht eine schnelle Erwärmung des Öls. Dies wirkt sich positiv auf die Lebensdauer des Triebwerks aus und reduziert den Verbrauch nach einem Kaltstart. Außerdem verhindert dieser Kreislauf, dass der Motor überhitzt und dadurch Schaden nimmt. Die Steuerung des externen Ölkühlers erfolgt über ein eigenes Ölthermostat. Die Öl- und Wasserleitungen bestehen aus Aluminium statt aus Stahl, was zur Gewichtsreduzierung beiträgt.

Manufakturfertigung digital und smart: „One Man, One Engine“

Der Motor wird in reiner Handarbeit montiert. In der AMG Motorenmanufaktur am Standort Affalterbach ist das Prinzip „One Man, One Engine“ mit Fertigungsmethoden der Industrie 4.0 verknüpft. Diese ist nach den modernen Erkenntnissen der Ergonomie, des Warenflusses, der Qualitätssicherung, der Nachhaltigkeit und der Effizienz gestaltet. Die smarte Produktion zeichnet sich durch maximale Flexibilität aus, ist transparent und hocheffizient. Dabei sichert und steigert sie die Qualität der Motoren sowie der Produktionsprozesse mit digitalen Technologien.

Kurze Schaltzeiten, hohe Effizienz: das AMG SPEEDSHIFT MCT 9G Getriebe

Das AMG SPEEDSHIFT MCT 9G Getriebe (MCT = Multi-Clutch Transmission) ist speziell auf die Anforderungen im neuen SL abgestimmt. Eine nasse Anfahrkupplung ersetzt den Drehmomentwandler. Sie reduziert das Gewicht und optimiert durch ihre geringere Massenträgheit das Ansprechverhalten auf Gaspedalbefehle, insbesondere beim Spurt und bei Lastwechseln. Die aufwendig abgestimmte Software gewährleistet extrem kurze Schaltzeiten sowie bei Bedarf schnelle Mehrfachrückschaltungen und liefert dank Zwischengasfunktion in den Fahrprogrammen „Sport“ und „Sport+“ ein besonders emotionales Schalterlebnis. Definierte Zündungseingriffe ermöglichen hier noch schnellere Gangwechsel als in den anderen Modi. In allen Fahrprogrammen erfolgt das Anfahren im ersten Gang, um stets ein dynamisches Fahrerlebnis zu gewährleisten. Zudem ist die RACE START Funktion appliziert, die optimales Beschleunigen aus dem Stand garantiert.

Die Highlights des Getriebes sind:

  • Anpassung der Schaltkennlinie an das ausgewählte AMG DYNAMIC SELECT Fahrprogramm
  • Im manuellen Modus „M“ reagiert das Getriebe unmittelbar und präzise auf manuelle Schaltbefehle des Fahrers und setzt die Befehle blitzschnell um.
  • Das Kurzzeit-M-Programm ermöglicht einen spontanen Wechsel in den manuellen Modus „M“ – einfach durch Betätigen der Schaltpaddles.
  • Automatische Zwischengasfunktion beim Herunterschalten: Dieser Effekt ist in den Fahrprogrammen „Sport“, „Sport+“ und „RACE“ (serienmäßig beim SL 63 4MATIC+) automatisch aktiv.
  • ECO Start-Stopp-Funktion ist im Fahrprogramm „Comfort“ automatisch aktiv.
  • „Segel“-Funktion ist im Fahrprogramm „Individual“ aktivierbar.

Vollvariabler Allradantrieb AMG Performance 4MATIC+

Erstmals in seiner fast 70-jährigen Geschichte ist der SL mit einem Antrieb auf alle vier Räder erhältlich. Die beiden V8-Modelle sind serienmäßig mit dem vollvariablen Allradantrieb AMG Performance 4MATIC+ ausgestattet. Das intelligente System verbindet die Vorteile verschiedener Antriebskonzepte miteinander: Die vollvariable Momentenverteilung auf Vorder- und Hinterachse gewährleistet nicht nur optimale Traktion am physikalischen Limit. Der Fahrer kann sich auch auf hohe Fahrstabilität und Fahrsicherheit unter allen Bedingungen verlassen: bei trockener Fahrbahn genauso wie bei Nässe oder auf Schnee. Die Überblendung von Heck- zu Allradantrieb und umgekehrt erfolgt kontinuierlich auf Basis einer ausgeklügelten Matrix, welche die intelligente Steuerung in die gesamte Fahrzeugsystemarchitektur einbindet.

Eine elektromechanisch geregelte Kupplung verbindet die ständig angetriebene Hinterachse variabel mit der Vorderachse. Die bestmögliche Drehmomentverteilung wird – je nach Fahrsituation und Fahrerwunsch – laufend berechnet. So kann der neue Roadster stufenlos variabel vom traktionsorientierten Allradantrieb bis zum reinen Hinterradantrieb gefahren werden. Neben Traktion und Querdynamik verbessert der Allradantrieb auch die Längsdynamik für eine noch kraftvollere Beschleunigung.

Performance-Hybride mit exklusivem AMG Konzept

Zu einem späteren Zeitpunkt wird Mercedes-AMG den SL auch mit leistungsstarkem Performance-Hybridantrieb anbieten. Die AMG E PERFORMANCE Antriebsstrategie will einen elektrifizierten Antriebsstrang bieten, der die Fahrdynamik erhöht, gleichzeitig aber auch höchst effizient ist. Mit der Leistungssteigerung durch den zusätzlichen Elektromotor konnte das Entwicklerteam parallel auch den Wirkungsgrad des Gesamtfahrzeugs verbessern – und geringere Emissionen sowie einen niedrigeren Verbrauch erzielen.

Über Thomas Wachsmuth

Thomas Wachsmuth - Seit 2013 ist er ein integraler Bestandteil von tuningblog.eu. Seine Leidenschaft für Autos ist so intensiv, dass er jeden verfügbaren Cent darin investiert. Während er von einem BMW E31 850CSI und einem Hennessey 6x6 Ford F-150 träumt, fährt er aktuell einen eher unauffälligen BMW 540i (G31/LCI). Seine Sammlung an Büchern, Heften und Prospekten zum Thema Autotuning hat mittlerweile solche Ausmaße erreicht, dass er selbst zu einem wandelnden Nachschlagewerk der Tuningszene geworden ist.  Mehr über Thomas

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