Autoscheiben Tönen! Kosten, Ablauf und wichtige Infos!

Kürzlich aktualisiert am 3. März 2022 um 10:53 Uhr

Autoscheiben erfüllen viele Zwecke. In erster Linie sollen sie den Innenraum vor Wind und der Witterung schützen. Doch nicht immer ist dieser Vorteil auch ein Vorteil, sondern eher ein Nachteil. In der grellen Sonne kann sich das Auto aufheizen und die Atmosphäre im Innenraum nachträglich sehr unangenehm sein. Oder Sie möchten den Innenraum vor ungewollten Blicken schützen (Einbruchsprävention aufgrund geringerer Einsicht), wenn zum Beispiel Wertgegenstände oder elektronische Geräte wie Handys und Navigationsgeräte vorhanden sind.

So wird Tönungsfolie entfernt – KLICK!

Und dann ist es natürlich auch ein ästhetischer Effekt. Schwarze Scheiben treten möglicherweise in eine Einheit mit dem Rest vom Auto, wenn dieses zum Beispiel auch eine schwarze Lackierung hat. Auf der anderen Seite repräsentiert die Farbe auch etwas Geheimnisvolles und „Cooles“, ist also auch ein Tuning-Gegenstand. Doch bei allen diesen Punkten müssen zudem gesetzliche und versicherungstechnische Bestimmungen eingehalten werden.

Wird das Fahrzeug so vom TÜV abgenommen? Erlischt möglicherweise die Garantie? Kommt es zu einem Wertverlust? Kann ich die Scheiben auch selbst tönen oder muss das ein Profi in der Werkstatt machen? Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Scheibentönung ist ein ästhetisches Merkmal.

Man kann sie sich individuell später aussuchen oder es gibt Fahrzeuge, die schon vom Werk mit getönten Scheiben kommen. Entweder als Standard- oder als Sonderausstattung. Nachträglich ist das aber auch möglich, wenn sich zum Beispiel die Umstände geändert haben und man gemerkt hat, dass sich das Auto in der Sonne doch sehr aufheizt und eine Klimaanlage nicht ausreicht beziehungsweise man dafür eine andere Lösung haben möchte, die billiger ist. Die Kosten sind vom Umfang, der Farbe, dem Material und der Größe abhängig. Das bestimmt auch gleichzeitig den jeweiligen Arbeitsaufwand, wie lange es dauert, die Scheiben neu zu tönen, sodass viele Kontexte in den Prozess mit einfließen.

Dunkle Scheiben haben den Vorteil, dass sie eine Möglichkeit zum Sichtschutz sind. Zwar kann man von Innen nach Außen schauen, aber je nach Intensität der Tönung nicht umgekehrt. Außerdem wird weniger Licht absorbiert, wobei schwarze Farben schon zur Absorbierung neigen und dann mit einem anderen Material kombiniert werden müssen, wie zum Beispiel Keramik-Gläsern, damit die physikalische Absorbierung aufgehoben wird. Schwarze Scheiben schützen vorm UV-Licht, sodass es weniger Gefahren für Hauterkrankungen und Sonnenbrand gibt, was bei kleinen Kindern auf der Rücksitzbank besonders wichtig ist. Zerbricht das Glas bei einem Unfall, dann hält die Folie die Scherben zusammen, die dann nicht durch die Luft fliegen, weil das Glas in einem klebenden Verbund bleibt und leichter auf den Boden fällt ohne zu zersplittern.

Tipp: Ist die Tönungsfolie dreckig und soll gereinigt werden? Alle Infos dazu gibt es in unserem Beitrag „Getönte Autoscheiben putzen? So geht’s!“ nachzulesen.

Entweder man taucht das Glas ein, in eine Farbflüssigkeit, tauscht die ganze Scheibe, oder klebt eine Folie darauf. Diese drei Verfahren haben sich bewährt. Besonders das Folieren. Das vermeidet, die alte Scheibe entsorgen und durch eine neue, werksseitig getönte, ersetzen zu müssen. Das schont die Umwelt und verringert den Abfall und gleichzeitig ist es deutlich billiger.

Die drei Möglichkeiten: Da wäre das Glass-Coating. Die Scheiben werden dabei ausgebaut und mit einem Wasser-Kunststoff-Gemisch bedampft (Polyurethandispersion = Gemisch aus Wasser & Kunststoff) oder gleich komplett eingetaucht. Die Technik wird daher auch „Fluten“ genannt, da die gesamte Scheibe geflutet wird. Dabei lässt sich auch die Farbe und die Lichtdurchlässigkeit individuell verändern. Aber die Scheibe muss weiterhin den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen, damit das Fahrzeug den Straßenverkehr nicht gefährdet beziehungsweise der Fahrer noch einen Überblick über das Verkehrsgeschehen hat.

Auch muss, wenn es zu einem Unfall kommt, immer noch die Möglichkeit bestehen, dass man in das Fahrzeug einsehen kann, damit beispielsweise ein Augenzeuge hineinblicken kann, um den möglichen Unfallverursacher zu erkennen. Oder wenn jemand nicht angeschnallt ist, dann darf er sich nicht vor der Polizei „tarnen“ können. Gleiches gilt natürlich im Hinblick auf Blitzer. Sie müssen zweifelsfrei den Fahrer erkennen können.

Das Glass-Coating Verfahren ist insgesamt teuer und eine Prüforganisation wird die notwendige Einzelabnahme nicht vornehmen. Man müsste jede Scheibe individuell einzeln testen, ob das sicherheitsrelevante Bauteil noch korrekt funktioniert und den Straßenverkehr nicht behindert. Mittels handelsüblicher mobiler Geräte zur Lichtdurchlässigkeitsmessung ist das aber nicht möglich, da sie nicht die nötige Zertifizierung aufweisen. Autoscheiben die mittels Fluten nachträglich getönt wurden, erhalten in Deutschland deshalb keine Abnahme.

Weitere Infos zur rechtlichen Würdigung von Scheibentönungen gibt es in unserem Beitrag „Scheibentönung – Was ist erlaubt und was nicht?„.

oder Vorsatzscheiben aus Kunststoff

Eine weitere Alternative sind Tönungsscheiben aus Kunststoff. Diese können je nach Begebenheit auch wieder abgenommen werden. Zum Beispiel bei Nachtfahrten ist das möglich, um nicht durch die dunklen Scheiben in seinem Sichtumfeld behindert zu werden. Die Vorsatzscheiben sind unterschiedlich durchlässig und dunkeln nicht immer ab. Nicht immer bieten sie aber einen ausreichenden Schutz vor Hitze und UV-Licht. Hier kommt es auf den Hersteller an. Am besten sind im Falle des Sonnenschutzes Keramikfolien, aber diese sind auch teuer.

beliebt: das klassische Folieren der Scheiben

Eine weitere Methode ist das Scheiben-Wrapping. Dabei werden Spezialfolien direkt innen auf die Autoscheiben geklebt, damit sie vor Witterungen geschützt sind. Prinzipiell ist das ähnlich dem Car-Wrapping. Über die Scheiben wird eine Folie gezogen, sodass die Methode auch „Scheiben-Folieren“ genannt wird. Die Folien können auch wieder ausgetauscht werden, zum Beispiel, wenn man eine andere Farbe haben möchte oder es mit Chrome-Farben aufhübschen möchte, damit das Auto auffällt und zu einem „Blickfang“ wird.

Es gibt Regeln in der Straßenverkehrsordnung, die zu beachten sind.

Wie man mit den Scheiben Gesetzes-technisch umgeht, lässt sich aus der Straßenverkehrsordnung ableiten. Vor allem müssen sie klar, lichtdurchlässig und verzerrungsfrei sein. Der Tönungswert der dunklen Scheibe darf nicht über 95 Prozent gehen. Je dunkler die Farbe ist, desto weniger Umsicht hat man auch. Außerdem ist das Abdunkeln nur bei der Heckscheibe und den Seitenscheiben erlaubt. Bei Nachtfahrten und in der Dämmerung können die Vorteile einer dunklen Scheibe schnell wieder zu einem Nachteil werden und dann auch gefährlich sein, wenn man nicht richtig durch die dunkle Scheibe schauen kann, um zum Beispiel Lichter von anderen Fahrzeugen zu sehen.

Weiterhin muss eine Betriebserlaubnis der abgedunkelten Scheiben vorliegen, die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE). Diese sollte in die jeweilige Folie mit eingeprägt sein. Ansonsten droht ein Verwarngeld von mindestens 10 Euro. Wenn die Verkehrssicherheit zusätzlich beeinträchtigt wird, dann wird ein Bußgeld in Höhe von 90 Euro fällig und es gibt einen Punkt in Flensburg. Zur Sicherheit sollte man den Schein (allgemeine Betriebserlaubnis) immer dabei haben, mit anderen Dokumenten, wie Fahrzeugschein oder dem Serviceheft im Handschuhfach.

Die Scheiben in Eigenregie zu tönen ist oftmals für den Laien keine gute Idee. Schnell ist mal eine Blase in der Folie beziehungsweise auf der Scheibe, da die Wölbung der Scheibe zu einer ziemlichen Tüftelei werden kann. Auch Dreck sammelt sich gern an. Mit etwas Geschick kann man aber die Arbeitskosten sparen. Die Preise hängen vom Material- und Arbeitsaufwand ab. Aber vielleicht hilft erst mal ein Überblick über viele verschiedene Angebote, die man sich von einer Werkstatt machen lässt. Die Kosten schwanken je nach Größe des Autos zwischen 150 Euro bei Kleinwagen und 600 Euro beim Austausch der kompletten Scheibe. Man sollte Veränderungen am Fahrzeug auch immer vorher mit der Versicherung absprechen, ob die Teil- und Vollkasko-Versicherung bestehen bleibt. Wer es dennoch versuchen will, erhält hier eine kurze Anleitung:

1. Benötigt wird: Folie, Rakel, Sprühflasche mit Spülmittel, Heißluftföhn, fusselfreie Tücher oder Küchenrolle
2. Scheiben vom Fahrzeug nur in einen staubfreien, geschlossenen Raum folieren
3. Autoscheiben ordentlich säubern mittels Sprühflasche samt Spülmittel
4. zu folierende Scheibe ausmessen
5. Folie grob abschneiden und auf die Außenscheibe legen (die Transparentfolie/Schutzfolie muss nach oben zeigen)
6. Folie mit einem Cuttermesser zurechtschneiden. Nicht auf dem Glas schneiden, sondern etwas unterlegen
7. Mit Rakel die Folie von innen nach außen glatt streichen (Wasser nach außen drücken)
8. mittels Heißluftföhn die Folie dehnbar machen und an die Form der Scheibe anpassen
9. Transparentfolie jetzt abziehen und Klebeseite der Folie wieder mit Seifenlauge besprühen
10. Zuschnitt auf die ebenfalls geputzte aber nasse Autoscheibe im Inneren legen. Wichtig: ausreichend Spüli-Wasser nutzen.
11. Folie zurechtschieben
12. Wieder mit dem Rakel die Folie glatt streichen (Wasser von innen nach außen drücken) bis keine oder nur noch winzige Wasser-, Luftblasen vorhanden sind
13. beklebte Glasscheibe die ersten 3 Tage nicht öffnen, Scheibenheizung der Heckscheibe nicht aktivieren
14. eventuelle winzige Luft-, Wasserbläschen sollten sich von selbst erledigen
15. Fertig

Information zur Reinigung: Tönungsfolien sind sehr empfindlich auf ungeeignete Reinigungsmittel. Deshalb sollte man keine salmiak-, ammoniakhaltige, enzymbasierende oder irgendwelche scheuernden Reiniger nutzen. Mit warmem Seifenwasser und weichen Haushaltstüchern erreicht man das Beste Ergebnis.

Das war’s natürlich längst noch nicht gewesen!

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