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Im Schneechaos festgefahren? So kommt man wieder frei!

Lesezeit 6 Min.

Kürzlich aktualisiert am 4. März 2022 um 08:11 Uhr

Im Schneechaos festgefahren? So kommt man wieder frei!

Heftige Schneefälle haben im Moment nahezu ganz Deutschland im Griff. Die verschneiten Straßen führen oftmals auch dazu, dass Autofahrer im Schnee stecken bleiben. Wenn Sie im Schnee feststecken, werden Sie erkennen, dass die sonst so hilfreichen Sicherheits-Assistenten des Fahrzeugs, in diesem speziellen Fall eher hinderlich sind. Bestes Beispiel ist das Elektronische Stabilitätsprogramm des Fahrzeugs (ESP), welches vor 25 Jahren von der Firma Bosch auf den Markt gebracht wurde und als Schleuderschutz dient und die Räder am Durchdrehen hindert. Dazu messen spezielle Sensoren mindestens 25-Mal pro Sekunde den Schlupf an den Rädern. Wird ein zu schnell drehendes Rad erkannt, wird es automatisch abgebremst oder die Motorleistung reduziert.

ESP im Winter oft auch nachteilig

Der Mechanismus verhindert das Ausbrechen des Fahrzeugs auf glatten und eisigen Strecken, wodurch das Unfallrisiko erheblich verringert wird. Daher sollte des ESP im normalen Fahrbetrieb auch nicht deaktiviert werden, da es die Stabilität des Fahrzeugs auf schneebedeckten Fahrbahnen unterstützt. Doch wenn Sie sich im Winter festgefahren haben, wird Sie das ESP schnell zum Verzweifeln bringen. Denn im Tiefschnee feststeckende Fahrzeuge können am besten wieder vorangebracht werden, wenn der Schnee durch die durchdrehenden Räder und eine hohe Motorleistung einfach unter den Rädern „weggeschaufelt“ wird. Auf diese Weise kann nämlich wieder eine Bodenhaftung generiert werden. Doch durch den elektronischen Schleuderschutz kann das Verfahren kaum noch effektiv angewendet werden, da das ESP nicht nur die Räder am Durchdrehen hindert, sondern auch die Motorleistung beim Anfahren drosselt.

Im Schneechaos festgefahren? So kommt man wieder frei!

Freischaukeln – kaum noch möglich!

Eine ebenso populäre Lösung, um sich aus den Schneemassen zu befreien, ist das sogenannte Freischaukeln, also der permanente Wechsel zwischen dem Vorwärts- und dem Rückwärtsgang. Aber auch diese Technik wird durch das ESP deutlich erschwert bzw. fast unmöglich gemacht. In diesem Fall können Sie aber Teile der Elektronik wie die Antriebsschlupf-Regelung (ASR), welche durchdrehende Räder beim Anfahren auf glattem Untergrund verhindert, in der Regel über eine Tipptaste im Cockpit oder über den Bordcomputer deaktivieren. Sollte Ihr Auto über einen Fahrprogrammmodus verfügen, können Sie einfach den Wintermodus aktivieren, welcher meist mittels einer Schneeflocke gekennzeichnet ist. Durch den Wintermodus wird die Antriebsschlupf-Regelung zwar nicht komplett ausgeschaltet, aber so verringert, dass mehr Schlupf an den Antriebsrädern möglich wird.

Tipp: Notfalls die Sicherung ziehen!

Leider gibt es auch Fahrzeuge, bei denen sich weder das ESP noch die oftmals verbaute Traktionskontrolle deaktivieren lassen. In diesem Fall besteht nur die Möglichkeit die entsprechende Sicherung zu ziehen. Gibt es keinen anderen Ausweg um von der Stelle zu kommen, so sollte man im Bordbuch nach der Sicherung für den entsprechenden Assistenten suchen und die Sicherung entfernen. Zwar kann dies zu einigen Fehlermeldungen im Display führen, funktionieren sollte es aber. Ist das Fahrzeug freigefahren, so muss die Sicherung natürlich wieder eingebaut werden. Achtung: Es besteht die Möglichkeit, dass dadurch weitere Assistenzsysteme nicht mehr funktionieren. Diese Variante sollte als absoluter Notfall betrachtet werden und kann schlimmstenfalls auch einen permanent abgelegten Fehler im Steuergerät zur Folge haben. Hier ist dann ein Werkstattbesuch erforderlich, um die Fehlermeldung zu löschen.

Im Schneechaos festgefahren? So kommt man wieder frei!

Verwendung von ESP bei Schneeketten

Auch wenn Sie mit Schneeketten unterwegs sind, sollten Sie das ESP vorübergehend deaktivieren. Denn mit Schneeketten ist ein Durchdrehen der Räder sogar erwünscht, da die Räder aufgrund der montierten Schneeketten mehr Schlupf brauchen um richtig greifen zu können. Zwar kommen Schneeketten meist nur in bergigen Regionen zum Einsatz, da sie nur auf verschneitem Untergrund verwendet werden dürfen. Dennoch ist eine Verwendung auch im Flachland erlaubt, dabei liegt die zugelassene Höchstgeschwindigkeit aber nur bei 50 km/h. Folgend noch ein paar weitere Möglichkeiten:

  • Anfahrhilfen (Recovery Boards)
  • Fußmatten als Anfahrhilfe
  • Decken als Anfahrhilfe
  • 1 oder 2 Personen auf die Kofferraumkante setzen (bei Heckantrieb)
  • 1 oder 2 Personen schaukeln von außen das Fahrzeug
  • 1 oder 2 Personen schieben von vorn oder hinten
  • Streusplitt nutzen, wenn vorhanden
  • wenn vorhanden, warmes/heißes Wasser unter die Reifen
  • mittels Seil oder Stange und weiterem Fahrzeug das Auto herausziehen

zusammenfassend – das Auto richtig vom Schnee befreien:

  • Schnee entfernen und Untergrund vorbereiten
    – Auto ausgraben mit einer Schaufel oder einem ähnlichen Werkzeug
    – alle Räder sollten sichtbar sein
    – neben Schnee auch auf Eis achten
    – schwerer oder tiefer Schnee erfordert viel Kraft
    – Reifen unbedingt weit ausgraben, damit man einsteigen kann
    – Eis mit rauer Oberfläche nicht unbedingt entfernen, es bietet vielleicht Grip
    – Auspuff anschauen, bevor der Motor gestartet wird (er muss frei von Schnee sein, sonst können Abgase ins Innere gelangen)
    – etwas Körniges um die Reifen herum verteilen (hinter und neben die Reifen, Pulver – Split – Holzspäne – Salz – Katzenstreu -Automatten – Türmatten – Teppichreste, das gibt den Reifen mehr Haftung)
    – versuchen herauszufahren
  • feste Gegenstände wie Bretter, Riffelblech etc. vor und hinter die Reifen legen
    – das gibt Grip, falls es mit dem Streu nicht funktioniert hat
    – Auto aus dem Schnee fahren
    – auf Allrad umschalten, wenn vorhanden
    – Schneeketten anlegen, wenn vorhanden
    – in den niedrigsten Gang schalten (Automatikfahrzeug Stufe 1)
    – Räder gerade stellen
    – Lenkrad so drehen, dass die Vorderräder so gerade wie möglich sind
    – das Auto aus dem Schnee schaukeln (Stück rückwärts, wieder vorwärts usw.)
    – behutsam vorgehen und nicht zu viel Drehzahl
    – wenn nach einigen Minuten keine sichtbaren Erfolge zu sehen sind, gib auf, damit dein Getriebe intakt bleibt
  • ein bisschen Luft aus den Reifen lassen
    – so lange Luft herauslassen, bis der Reifen leicht eingedrückt werden kann (nicht länger als 20 bis 30 Sekunden)
    – aber nur dann, wenn die Reifen nicht schon wenig Luft haben
    – nicht zu viel Luft herauslassen, falls du keine Möglichkeit hast, den Reifendruck danach wieder zu erhöhen
    – Räder nicht durchdrehen lassen
    – drehen die Räder durch, es bewegt sich aber nichts, lass es gehen
    – Luft wieder aufpumpen
  • hebe das Auto an
    – ausreichend große Stelle für den Wagenheber freiräumen
    – möglichst ein besonders festgefahrenes Rad nutzen
    – losen Schnee und Eis bestmöglich entfernen
    – ebene und feste Stelle für den Wagenheber freiräumen
    – nur an einer stabilen Stelle vom Rahmen das Auto mit dem Wagenheber anheben
    – feste Unterlage hinlegen für den Wagenheber
    – hebe den Wagen laut Bedienungsanleitung vom Fahrzeug / Wagenheber an
    – den Bereich unter dem Reifen auffüllen, mit festen Gegenständen, damit er Grip bekommt (Sand, Kies, Steine, Decken, Pflanzen, Holzspäne)
    – das Ganze komprimieren (möglichst mit einem Gummihammer oder Stein)
    – Auto herunterlassen
    – versuchen herauszufahren

Das war’s natürlich längst noch nicht gewesen!

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Über Thomas Wachsmuth

Thomas Wachsmuth - Seit 2013 ist er ein integraler Bestandteil von tuningblog.eu. Seine Leidenschaft für Autos ist so intensiv, dass er jeden verfügbaren Cent darin investiert. Während er von einem BMW E31 850CSI und einem Hennessey 6x6 Ford F-150 träumt, fährt er aktuell einen eher unauffälligen BMW 540i (G31/LCI). Seine Sammlung an Büchern, Heften und Prospekten zum Thema Autotuning hat mittlerweile solche Ausmaße erreicht, dass er selbst zu einem wandelnden Nachschlagewerk der Tuningszene geworden ist.  Mehr über Thomas

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