Freitag , 29. März 2024
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Salatöl als billiger Ersatz für Diesel?

Lesezeit 4 Min.

Salatöl als billiger Ersatz für Diesel?

Die Spritpreise haben ein Rekord-Hoch erreicht. Ist Speiseöl vielleicht eine günstige Alternative? Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Verbrennungsmotor noch in den Kinderschuhen steckte, hat man sich diese Frage gestellt. Rudolf Diesel versuchte damals, Sprit aus pflanzlichem Öl herzustellen. Jedoch lag in dieser Zeit der Preis von Erdöl deutlich unter der pflanzenbasierten Alternative, weshalb die Idee schnell wieder verworfen wurde. Inzwischen ist es aber andersherum. Der Liter Diesel kostet mittlerweile weit über zwei Euro, eine Flasche Speiseöl gibt es im Supermarkt schon für etwas über die Hälfte. Mittlerweile haben die Lebensmittelpreise jedoch ebenfalls angezogen – auch die für Rapsöl und Sonnenblumenöl. Zudem hamstern die Menschen das Salatöl, was dafür sorgt, dass aktuell kaum noch welches zu haben ist. Salatöl scheint das neue Klopapier zu sein, wobei letzteres auch schon wieder schwer zu bekommen ist. So sind wir Deutschen eben…

Diesel ist nicht gleich Speiseöl

Salatöl als billiger Ersatz für Diesel?

Zurück zum eigentlichen Thema. Speiseöl hat gegenüber Diesel einen entscheidenden Vorteil: Es ist nicht als Gefahrgut deklariert und unterliegt deshalb keinen strengen Lager- und Transportvorschriften. Außerdem ist Pflanzenöl als Treibstoff nahezu CO₂-neutral. Obendrein enthält es keinen Schwefel und ist auch nicht giftig. Ein weiterer Vorteil: Wenn das Auto läuft, entsteht ein teils sogar angenehmer Geruch nach frittiertem Essen. Dabei ist es unerheblich, aus welcher Pflanze das verwendete Öl gewonnen wird. Es sollte jedoch bedacht werden, dass Speiseöl und Biodiesel zwei unterschiedliche Produkte sind. Pflanzenöl unterliegt den strengen Vorschriften für Lebensmittel, während Biodiesel chemisch gereinigt und aufbereitet wird.

Moderne Motoren sind zu empfindlich

Wer bereits beherzt zum Pflanzenöl gegriffen hat, wird nun enttäuscht sein. Die Motorentechnik entwickelt sich nämlich stetig weiter. Ältere Dieselmotoren „schlucken“ den Ersatztreibstoff meist ohne Gegenwehr, zumindest in den wärmeren Monaten. Neuartige Pumpe-Düse-Motoren oder Common-Rail-Triebwerke sind jedoch nicht so genügsam, was den Sprit angeht. Bei der Entwicklung dieser Motoren wurde Pflanzenöl als Treibstoff nicht als Faktor berücksichtigt. Daher raten die Hersteller dringend davon ab, Dieselmotoren mit Pflanzenöl zu „füttern“. Ebenso sind Schäden durch die Betankung mit Speiseöl von der Gewährleistung ausgeschlossen. Die modernen Motoren sind viel zu empfindlich und der Einspritzdruck von locker um die 2.700 bar viel zu hoch. Die Einspritzdüsen können leicht verstopfen und im schlimmsten Fall einen Motorschaden verursachen.

Preisersparnis vs. Steuern

Die Steuern sind ein weiteres Hindernis. Im Jahr 2006 wurde durch die Einführung des Energiesteuergesetzes auch Pflanzenöl als Treibstoff besteuert. Inzwischen muss man pro Liter um die 50 Cent an Steuern an den Staat zusätzlich abtreten. Bei aktuell gut 1,70 Euro für den Liter Sonnenblumenöl (Stand 16.03.2022) würde das auf eine Gesamtsumme von ca. 2,30 Euro je Liter hinauslaufen. Also exakt die Summe, die auch gerade an der Tankstelle für den Liter Diesel verlangt wird. Das „tanken“ im Lebensmittelgeschäft ist also unrentabel, da man das Pflanzenöl nachträglich versteuern muss, wenn man keine Steuerhinterziehung begehen möchte. Wer trotz allem seinen alten Dieselmotor unbedingt mit Pflanzenöl betanken möchte, muss nicht nur mit verstopften Filtern und Düsen rechnen, sondern auch noch Steuern abführen.

Umrüstung ist nicht mehr zeitgemäß

Wenn man sein Auto regelmäßig nur für kurze Strecken nutzt, gelangt im Normalfall irgendwann unverbranntes Speiseöl in das Motorenöl, was dazu führt, dass man es öfter wechseln muss. Und an kalten Tagen kann es zudem passieren, dass der Motor nicht richtig oder überhaupt nicht „anspringt“. Früher gab es dazu professionelle Umrüstungen auf den Betrieb mit Speiseöl. Als im Jahre 2000 die Preise für Erdöl anstiegen, boomte das Geschäft. Doch diverse Maßnahmen der Auto- und Mineralölindustrie sowie geänderte Gesetze für biogene Treibstoffe haben die Initiative zum Autofahren mit Pflanzenöl im Keim erstickt. Im Pkw-Bereich ist Pflanzenöl als Treibstoff mittlerweile Geschichte. Es ist einfach nicht mehr lukrativ. Lediglich im landwirtschaftlichen Sektor kommt Pflanzenöl noch manchmal als alternativer Treibstoff in Frage.

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Das war es natürlich längst noch nicht gewesen!

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Über Thomas Wachsmuth

Thomas Wachsmuth - Seit 2013 ist er ein integraler Bestandteil von tuningblog.eu. Seine Leidenschaft für Autos ist so intensiv, dass er jeden verfügbaren Cent darin investiert. Während er von einem BMW E31 850CSI und einem Hennessey 6x6 Ford F-150 träumt, fährt er aktuell einen eher unauffälligen BMW 540i (G31/LCI). Seine Sammlung an Büchern, Heften und Prospekten zum Thema Autotuning hat mittlerweile solche Ausmaße erreicht, dass er selbst zu einem wandelnden Nachschlagewerk der Tuningszene geworden ist.  Mehr über Thomas

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