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Warum müssen Importfahrzeuge oft umgerüstet werden?

Lesezeit 7 Min.

Kürzlich aktualisiert am 17. März 2023 um 10:46 Uhr

Warum müssen Importfahrzeuge oft umgerüstet werden?

Die Zulassungsvorschriften in Deutschland sehen strikte Regelungen für die Zulassung eines Fahrzeugs vor. Bei Importfahrzeugen muss deshalb ein sogenanntes Vollgutachten durch einen Sachverständigen erstellt werden. Hierbei wird das Fahrzeug auf technische Mängel untersucht. Gleichzeitig wird überprüft, ob das Fahrzeug auch mit den deutschen Zulassungsvorschriften konform geht. Hierbei kann es sich schon um Kleinigkeiten handeln, die Probleme bereiten. Es können aber auch wesentliche Fahrzeugteile nicht mit den deutschen Regeln übereinstimmen, sodass eine größere und kostenaufwendigere Umrüstung erforderlich wird. Ohne die Umrüstung kann keine Zulassung des Fahrzeugs in Deutschland erfolgen. In einem sehr begrenzten und engen Rahmen sind aber auch Ausnahmen von den Vorschriften möglich.

Umbaumaßnahmen am Importfahrzeug

Warum müssen Importfahrzeuge oft umgerüstet werden?

Für die erforderlichen Umbaumaßnahmen gibt es eine spezielle Importfahrzeug-Richtlinie, die für wichtige Bereiche genaue Angaben macht. Dabei werden die Fahrzeuge nach bestimmten Vorgaben vom Sachverständigen überprüft. Sind alle Merkmale im Sinne der Richtlinie erfüllt, sind keine weiteren Maßnahmen mehr erforderlich. Beispiel: Die Scheiben des Fahrzeugs benötigen mindestens eine DOT Kennzeichnung. Oder hat das Auto eine Anhängekupplung, dann muss diese den in Deutschland vorgeschriebenen Kugeldurchmesser haben. Versionen aus den USA sind bei den Anhängekupplungen unzulässig.

Warum müssen Importfahrzeuge oft umgerüstet werden?

Und auch die Scheinwerfer des Fahrzeugs müssen ein europäisches Prüfzeichen haben. Ist das nicht vorhanden, müssen die Scheinwerfer umgerüstet werden. Die Scheinwerferfarbe muss in jedem Fall weiß sein. Weiterhin benötigen in Deutschland zugelassene Fahrzeuge einen Rückfahrscheinwerfer, wenn die Erstzulassung nach dem 1. Januar 1987 erfolgte. Hiervon wird keine Ausnahme gemacht, sodass eventuell eine Nachrüstung erforderlich wird. Diese ist dann schon etwas aufwendiger. Immerhin muss der Rückfahrscheinwerfer an den Stromkreis des Fahrzeugs angeschlossen werden. Darüber hinaus müssen die Rückleuchten grundsätzlich getrennt abgesichert sein. So soll sichergestellt sein, dass zumindest eine Leuchte immer brennt. Rückstrahler sind nur in der Farbe Rot möglich.

Welche Bereiche müssen nachgerüstet werden?

Sollte das Fahrzeug nach dem 1. Januar 1991 erstmals zugelassen worden sein, muss eine Nebelschlussleuchte vorhanden sein. Weiterhin müssen Blinker die Farbe Gelb haben. Ausnahmen von der Blinker-Regel gibt es für Fahrzeuge, die ihre Erstzulassung zwischen dem 1. Januar 1970 und dem 31.12.1989 hatten. Dies sind historische Fahrzeuge, für die eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden kann. Sollte die Erstzulassung vor 1970 erfolgt sein, dürfen die Fahrzeuge auch hinten rote Blinker haben, die allerdings im Originalzustand sein sollten. Hat das Fahrzeug ein Reserverad im Außenbereich des Autos, dann muss eine doppelte Absicherung vorhanden sein. Hinsichtlich der Bremsanlage wird bei Autos, die ab dem 1. Januar 1991 erstmals zugelassen wurden, eine zusätzliche Bremsprüfung vom Sachverständigen vorgenommen.

Tipp: Linkslenker gekauft? Darauf gilt es bei der Zulassung zu achten!

Weiterhin muss das Importfahrzeug im vorderen Bereich einen Abschlepphaken haben, um zugelassen werden zu können. Darüber hinaus muss das Fahrzeug zwingend eine Warnblinkanlage haben. Der Tacho muss neben einer eventuellen Meilen-Anzeige auch eine km/h Skalierung haben. Hier ist ein Umrüsten oder aber eine dauerhafte Markierung erforderlich, damit das Importfahrzeug zugelassen werden kann. Ferner muss das Auto ein Typenschild vorne rechts am Rahmen haben.

Bauteil
am Kfz
Umrüstung/
Etwa-Wirkung/
Ausnahme
Info
Fahrzeugscheiben Etwa-Wirkung
denkbar
„DOT“-Kennzeichnung
ausreichend
Anhängekupplung US-Version
verboten
Kugeldurchmesser
unpassend
Scheinwerfer
(Fern-/Abblendlicht)
Nebelscheinwerfer
mit europ.
Prüfzeichen
Lichttechn. Gutachten
für einzelne
Scheinwerfer möglich
Begrenzungs-
leuchten
Standlicht
Etwa-Wirkung
denkbar
Farbe: Weiß
Rückfahr-
scheinwerfer
Etwa-Wirkung
denkbar
ab EZ 01.01.1987
Pflicht
Schlussleuchten Etwa-Wirkung
denkbar
Absicherung
getrennt
Bremsleuchten Etwa-Wirkung
denkbar
Fahrzeuge mit
EZ vor 01.01.1970
dürfen
Einkammer-
leuchten
mit Dreifach-
funktion
in Rot nutzen
(mit
Vorrangschaltung)
Rückstrahler umrüsten/oder
Strahler mit
E-Zeichen
verbauen
nur Farbe Rot
Nebelschluss-
leuchte
Etwa-Wirkung
denkbar oder
nachrüsten
ab EZ 01.01.1991
Pflicht
Blinker Etwa-Wirkung
denkbar
Farbe gelb!
Historische
Kfz gem. §23StVZO
mit EZ 01.01.1970
bis 31.12.1989 via
Ausnahme-
genehmigung
auch in Rot
EZ vor 1970
rote Blinker auch
hinten möglich
(wenn Original)
Glühlampen Etwa-Wirkung
denkbar, bei
US-Prüfzeichen
Auflage:
Ersatzlampen
x 2 mitführen
Kennzeichen-
beleuchtung
Etwa-Wirkung
denkbar
Sicherheitsgurte Etwa-Wirkung
denkbar
US-Standard
erfüllt
Reserverad
außen
doppelte
Absicherung
Bremsanlage ab EZ
01.01.1991 mit
Ausnahme-
genehmigung
ab EZ 01.01.1991
Bremsprüfung nach
VdTÜV-Merkblatt
Abschlepphaken vorn verbauen,
wenn Anhängelast
angegeben
ab EZ 01.01.1974
Abgasverhalten
nach
StVZO bzw. EG
muss
nachgewiesen
werden
Ausnahme-
genehmigung
bei Umzugsgut
denkbar
Leuchtweiten-
regulierung
ab EZ
01.01.1990
Ausnahme-
genehmigung
denkbar
Nachrüstung
nicht nötig
Warnblink-
anlage
muss
vorhanden
sein
Tachometer Skala in
km/h bis
VMAX
Vorschrift
umrüsten od.
permanente
Markierungen,
z.B. 20/50/90…
Wegstrecken-
zähler
Ausnahme-
genehmigung
nötig, falls
in Meilen
Umrüstung nicht
erforderlich
Fabrikschild od.
Typschild
erforderlich am Rahmen vo. re.
anbringen
Fahrzeug-
Identifikations-
Nummer
am Rahmen
vo. re.
einschlagen,
wenn nicht
vorhanden
Absprache mit
Sachverständigen
nötig
Elektro-
magnetische
Verträglichkeit
(EMV)
für Fahrzeuge
mit EZ
ab 1.10.2002
nachzuweisen
Technische
Dienste
befragen

Certificate of Origin, Certificate of Title, Certificate of Destruction

Das „Certificate of Origin“ ist nur für Neufahrzeuge erhältlich. Ein Fahrzeug, das gebraucht in den USA verkauft wird, muss ein „Certificate of Title“ besitzen. Möchte man ein solches Fahrzeug hierzulande zulassen, ist eines dieser Zertifikate unbedingt erforderlich. Gibt es einen Halterwechsel eines gebrauchten Fahrzeugs wird ein neues „Certificate of Title“ erstellt. Das Datum der Erstzulassung ist spätestens ab dem zweiten Halterwechsel dann aber nicht mehr nachvollziehbar. Nur noch das Modelljahr (Modell Year) wird angegeben. Im Zweifelsfall wird eine Zulassungsstelle in Deutschland bei der Angabe „Tag der ersten Zulassung“ in der Zulassungsbescheinigung Teil II den 1. Juli des jeweiligen Baujahres eintragen. Die Begutachtung in einer Prüfstelle laut Paragraf 21 StVZO wird nach den geltenden technischen und zulassungsrechtlichen Vorschriften von diesem Datum durchgeführt.

Warum müssen Importfahrzeuge oft umgerüstet werden?

Aufpassen sollte man, wenn ein Fahrzeug mit dem sogenannten „Salvage Certificate“ oder mit einem „Certificate of Destruction“ angeboten wird. So ein Fahrzeug hatte einen erheblichen Schaden, und die amerikanischen Behörden oder Versicherungen haben veranlasst, dass das Fahrzeug als wirtschaftlicher Totalschaden (ca. 75% des Ausgangswerts) einzustufen ist. Die Ursache kann beispielsweise ein Unfallschaden, ein Wasserschaden oder auch ein Brandschaden sein. Soll ein solches Fahrzeug importiert werden, sollte der genaue Schadensumfang bekannt sein. Vorsicht:  in einigen Staaten kann ein „Salvage Title“ auch für ein gestohlenes Fahrzeug stehen. Dies ist beispielsweise in Oregon, Oklahoma, New York, New Mexico, New Jersey, Minnesota, Maryland, Illinois, Georgia, Florida oder in Arizona so.

Title Washing = oberflächliche Reparatur

Aufpassen sollte man vor dem Kauf und vor allem vor dem Import vor einem Fahrzeug mit einem sogenannten „Title Washing„. Hier wurde ein Schaden nur oberflächlich repariert und das Auto danach von einem Bundesstaat in den anderen gebracht. Dort gab es dann eine neue Registrierung ohne „Salvage Title„. Ein solches Fahrzeug besitzt neue Dokumente ohne den Hinweis auf einen Unfall und wird dann nach Europa exportiert.

Auto Clipping“ ist eine ziemlich üble Variante. Hier werden mittels schweren Gerät mehrere Schrottfahrzeuge zu einem fahrbereiten Vehikel verbunden. Ein solches Fahrzeug hat dann lupenreine Papiere und wird oftmals als rollender Schrotthaufen blind gekauft. Hat ein Fahrzeug dagegen einen sogenannten „Rebuilt Salvage Title“ und wurde von einer Fachwerkstatt repariert und mit entsprechenden Belegen ausgeliefert, dann kann es durchaus ein erstklassiges Fahrzeug sein. Plant man ein Fahrzeug zu importieren, dann gibt es unter anderem die Verbraucherschutz-Datenbank CARFAX (www.carfax.eu), wo man sich gegen Gebühr die Fahrzeughistorie zusenden lassen kann. Tipp: kein Fahrzeug ohne „Title“ kaufen.

Fazit zur Umrüstung vom Importfahrzeug

Die Umrüstung sorgt auf Grundlage von EU-Zulassungsvorschriften dafür, dass die Leistungsmerkmale eines KFZ geeignet sind um es in Europa zulassen zu können. Leider entsprechen Neu- und Gebrauchtfahrzeuge (insbesondere Oldtimer aus Übersee) meist nicht den technischen Voraussetzungen für Europa oder speziell Deutschland. Eine Homologation und Zulassung ist deshalb ausgeschlossen. Mittels Umrüstung oder Ausnahmegenehmigung kann eine spätere Homologation inkl. Zulassung aber ermöglicht werden. Ein technisch einwandfreier Zustand ist jedoch die Voraussetzung für eine erfolgreiche Umrüstung. Nach der Umrüstung des US Cars ist eine Vollabnahme unausweichlich. Hat man das erforderliche Vollgutachten erhalten, steht der Zulassung des US Cars nichts mehr im Wege.

Warum müssen Importfahrzeuge oft umgerüstet werden?

Wir hoffen das Euch der Infobericht zum Thema/Begriff Importfahrzeug Umrüstung (weitere Bezeichnungen/Stichworte: Importfahrzeug Richtlinie, TüV Umrüstung, EU Homologation, Fahrzeugabnahme, Autoabnahme) aus dem Bereich Autotuning gefallen hat. Unser Ziel ist es, dass größte deutschsprachige Tuning Lexikon (Tuning-Wikipedia) zu erstellen und Tuning Fachbegriffe von A bis Z leicht und verständlich zu erklären. Nahezu täglich erweitern wir dieses Lexikon und wie weit wir schon sind, kann man HIER sehen. Schon bald wird der nächste Tuning Szene Begriff von uns näher beleuchtet werden. Über neue Themen werdet Ihr übrigens informiert, wenn Ihr unseren Feed abonniert.

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Weiter unten folgen ein paar Beispiele aus unserem Tuning-Lexikon:

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Ermittlung Zeitwert – das
Oldtimer
Wertgutachten!

Warum müssen Importfahrzeuge oft umgerüstet werden?

Prüfbericht – nicht mehr gültig
für eine Änderungs-
abnahme!

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Mit einer Ausnahme-
genehmigung zurück
auf die Straße!

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Über Thomas Wachsmuth

Thomas Wachsmuth - Seit 2013 ist er ein integraler Bestandteil von tuningblog.eu. Seine Leidenschaft für Autos ist so intensiv, dass er jeden verfügbaren Cent darin investiert. Während er von einem BMW E31 850CSI und einem Hennessey 6x6 Ford F-150 träumt, fährt er aktuell einen eher unauffälligen BMW 540i (G31/LCI). Seine Sammlung an Büchern, Heften und Prospekten zum Thema Autotuning hat mittlerweile solche Ausmaße erreicht, dass er selbst zu einem wandelnden Nachschlagewerk der Tuningszene geworden ist.  Mehr über Thomas

ein Kommentar

  1. Hallo, ich benötige Hilfe, ich habe zum erstenmal ein Fahrzeug ersteigert und der besitzt den Certificate of Destruction. Das Fahrzeug läuft und hatte nur eine leichte Wasserschaden. Wird es ein Problem geben bei der Zulassung in Deutschland?

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