Per Anhalter Fahren: ist Trampen erlaubt?

Thomas Wachsmuth 26. September 2022 Prüfstellen, Gesetze, Vergehen, Infos

Lesezeit 9 Min.

Kürzlich aktualisiert am 27. September 2023 um 01:42 Uhr

[Update: 27.09.2023] Dieser Beitrag wurde aktualisiert, um neuere Informationen zu berücksichtigen. Ist es in Deutschland überhaupt erlaubt, per Anhalter zu fahren? Also, darf man Trampen? Eine nicht ganz unbegründete Frage. Obwohl die attraktiven Angebote der Fernbusanbieter und günstige Mitfahrgelegenheiten einen anderen Eindruck vermitteln, ist das Fahren per Anhalter in Deutschland noch lange nicht aus dem Trend gerutscht. Dies gilt primär dann, wenn es darum geht, so viel wie möglich Geld zu sparen. Nicht umsonst sind in der Urlaubszeit zahlreiche Menschen zu sehen, die am Straßenrand auf eine Mitnahmegelegenheit warten. Doch wie verhält sich das Trampen im rechtlichen Kontext? Grundsätzlich ist es in Deutschland nicht verboten, per Anhalter zu fahren. Jedoch müssen einige Regeln beachtet werden. Denn auch das Trampen untersteht der Straßenverkehrsordnung (StVO) und erfordert, dass sich Tramper – die ja eigentlich Fußgänger sind – auch an die gängigen Regeln halten.

Per Anhalter, ohne andere zu gefährden!

Denn, wie für alle anderen Verkehrsteilnehmer gilt auch für Tramper: Rücksicht und vorsichtige Bewegungen im Straßenverkehr sind das oberste Gebot. Es ist per se nicht verboten, mit erhobenem Daumen am Straßenrand zu stehen. Jedoch sollte penibel darauf geachtet werden, wo man stehen darf und wo nicht.

Es ist und bleibt eine Selbstverständlichkeit, dass Autobahnen eine No-go-Area für Fußgänger sind. Auf kleineren Straßen gilt hingegen die Regel, dass der Fahrbahnrand betreten werden darf, sofern keine Gehwege oder Seitenstreifen zur Verfügung stehen. In Paragraf 25 der Straßenverkehrsordnung ist zudem vermerkt, dass außerhalb geschlossener Ortschaften zwar nur auf der linken Fahrbahnseite gegangen werden darf, innerorts dies aber nicht verpflichtend ist. Zu den Allgemeinen Regeln gehört auch, dass man sich so nah am Rand wie möglich aufhalten soll und besonders bei Dunkelheit und erschwerten Sichtverhältnissen mehrere Personen hintereinanderlaufen sollten. Auch das Allgemeinwissen sollte angewandt werden, so dürfen Straßen und Bahngleise nur an den dafür ausgewiesenen Stellen überquert werden. Auch gehört das Respektieren von Sperrungen und das Befolgen von polizeilichen Anweisungen dazu.

Trampen an Raststätten nur dann, wenn der Betreiber einverstanden ist.

Manchmal kann es unausweichlich sein, dass man über die Autobahn per Anhalter fahren muss. In so einem Fall sind Rast- und Tankstellen die Aus- und Zustiegspunkte der Tramperreise. Trotz der Offenheit der Plätze und Anlagen kann es schnell zu Missverständnissen kommen, wenn der Betreiber nicht mit an dem Aufenthalt von Trampern einverstanden ist. Denn auf jeder Raststätte gilt: Es ist das Eigentum des Betreibers und er kann eine Duldung oder eben keine Duldung aussprechen.

Doch was ist Trampen eigentlich?

Trampen ist ein Abenteuer: Das Trampen per se ist abenteuerlich, da man nie weiß, wo man aussteigt und wer einen auf dieser Reise begleitet. Man kann sich zurücklehnen und dem Lauf der Dinge freie Fahrt gewähren.

Trampen ist umweltschonend: Da man selbst kein Auto fährt, entstehen fast keine zusätzlichen Abgase. Außerdem bleibt den Straßen ein zusätzliches Auto erspart.
Trampen entschleunigt: Alles ist viel langsamer als mit dem Flugzeug oder dem Mietwagen. Man steht viel herum und wartet und muss einiges an Geduld aufbringen. Da Trampen eigentlich nie hektisch ist, hat man reichlich Zeit, die Dinge auf sich wirken zu lassen!
Trampen ist kostengünstig: In der Regel nehmen Autofahrer unabhängig vom Land Anhalter gern mit, teilweise sogar ohne eine Gegenleistung einzufordern. Oft reicht schon die bloße Anwesenheit des Trampers aus, da sie (besonders für Trucker) eine Abwechslung vom Alltag mitbringt. In manchen Ländern verhält es sich jedoch wie mit dem Trinkgeld, wenn es um die Bezahlung für das Trampen geht. So sollte vor dem Fahrtantritt sofort sichergestellt werden, welche Gegenleistung der Autofahrer erwartet. Letztlich und in Kombination mit kostengünstigen Unterkünften kann die Kultur eines Landes für wenig Geld dank dem Trampen erlebt werden.

Trampen ist sozial: Man trifft nicht nur viele Menschen, sondern sie sind verschieden und kommen aus allen vorstellbaren sozialen Strukturen. So kann mit jedem Fahrer eine andere Herkunft, Beruf, politische Ansicht und Interessen kennengelernt werden. Die breite Variation der Autofahrer, die vom Polizisten bis zum Tierschützer oder Bauer reichen kann, steht einem offen. Voraussetzung ist lediglich, dass man mit Offenheit auf andere zugeht, um Offenheit zu bekommen.
Trampen ist praktisch: Vor allem wenig erschlossene Regionen, in denen beispielsweise kein Bus fährt, sind auf das Trampen angewiesen. In manchen deutschen Gebieten im ländlichen Raum gilt das Fahren per Anhalter nach wie vor als Alternative zur Busfahrt. In Tschechien oder Irland gilt dies sogar als häufig praktizierte Methode und fast schon zur Kultur des Landes.

Tipps, die beim Trampen behilflich sein können!

Ein wenig Planung: Wie in vielen Lebensbereichen zahlt sich eine gewisse Planung auch beim Trampen aus. Selbst wenn das Trampen an sich von Spontanität geprägt ist, kann mangelnde Planung fatal enden. Deswegen empfiehlt es sich, eine Liste anzufertigen, in der das nötige Equipment für die Reise aufgeschrieben und im Nachhinein vorbereitet wird. Was wird benötigt?

In jedem Fall ein Rucksack, der nicht zu klein, aber auch nicht zu groß ist und in ein normales Auto passt.
Hinzu kommt ein Zelt und ein Schlafsack, falls es mit dem Trampen suboptimal läuft und am Straßenrand übernachtet werden muss.

Kleidung, die man auch auf einer Wanderreise oder beim Backpacking mit sich führen würde.
Genug Proviant, also Essen und Trinken, falls man für einige Tage in einer entlegenen Gegend feststeckt.
Ein Taschenmesser (besser ein Schweizer Taschenmesser) und eine Taschenlampe.

Eine Straßenkarte in Papierform, die den Zielort eurer Reise zeigt. Im Falle, wenn euer Handy nicht zur Verfügung steht, könntet ihr euch auf die Papierkarte verlassen und diese im Notfall einem Einheimischen zeigen. Er kann euch vielleicht dabei helfen, euch zurechtzufinden.
Die Grundausrüstung eines jeden Trampers darf natürlich nicht fehlen. So ist ein Pappschild und ein dicker Edding ein muss.

Eine geeignete Stelle finden:

Um beim Trampen erfolgreich zu sein, muss man wissen, an welcher Stelle man sich am besten positioniert. Die größte Chance, von einem Autofahrer oder Trucker gesehen zu werden, bietet sich also dort, wo er euch am längsten und schon von weit weg sehen kann. Je länger diese Zeit, desto länger kann er sich entscheiden, euch mitzunehmen. Außerdem solltet ihr so stehen, dass der Autofahrer gut und sicher anhalten kann. Beliebte Stellen von Trampern sind Tankstellen und Raststätten, manchmal sogar Autobahnauffahrten. Bei letzterem ist es jedoch nicht in jedem Land erlaubt, dort zu stehen. In der Stadt mitgenommen zu werden ist seltener erfolgreich, als auf einer dicht befahrenen Route außerorts. Der Ort darf zudem nicht zu verlassen sein und man sollte sich an so einem Ort auch nicht absetzen lassen.

Früh aufstehen lohnt sich:

Die höchste Erfolgsquote haben die Tramper, die früh am Morgen ihr Glück versuchen. Vor der Arbeitszeit ist der Verkehr dichter und ihr habt bessere Chancen, vor anderen Trampern aufgenommen zu werden. Grundsätzlich gilt beim Tramping: Der frühe Vogel fängt der Wurm. Sollten zwei Tramper ein ähnliches Ziel haben, so könnte es sich lohnen, zusammen einen Mitnehmer zu finden.

Per Anhalter Fahren: ist Trampen erlaubt? — Zeigefinger zeigt auf das Lenkrad

Aufmerksamkeit erzeugen:

Unter Autofahrern und Trampern gibt es eine Zeichensprache. Wird mit dem Zeigefinger auf das Lenkrad gezeigt, so verlässt der Fahrer die Stadt nicht. Mit der flachen Hand nach unten zu gestikulieren bedeutet, dass das Auto voll ist. Mit dem äußeren Erscheinungsbild kann man mehr Aufmerksamkeit und damit mehr Erfolg erreichen. Ein sichtbar ausgestreckter Daumen und eine auffällige, nicht dunkle Kleidung erhöhen die Chancen erheblich. Sollte all dies nicht fruchten, dann ist die letzte Option, den Fahrer persönlich anzusprechen. Dies ist jedoch nur an Raststätten und Tankstellen möglich, wo das Fahrzeug logischerweise nicht in Bewegung ist.

Vorsicht ist besser als Nachsicht:

Zwar konnten Studien ein erhöhtes Sicherheitsrisiko beim Trampen nicht nachweisen, dennoch kann man sich für den Fall der Fälle absichern. Besonders, wenn man allein unterwegs ist, empfehlen sich folgende Sicherheitsregeln:

Nein heißt nein: Wenn eure Mitfahrtgelegenheit wenig vertrauenswürdig scheint, solltet ihr euch nicht davor scheuen, dankend abzusagen. Um eine unangenehme Situation zu vermeiden, empfiehlt es sich, den Fahrer nach seinem Ziel zu fragen, bevor er das euch fragt. Im Notfall könnt ihr behaupten, es wäre die falsche Richtung.

Das Kennzeichen sollte fotografiert oder notiert werden. Zur doppelten Sicherheit kann ein Bild auch an Familie oder Freunde geschickt werden.
Falls es heißt, schnell das Auto verlassen zu müssen, sollten vorbereitende Maßnahmen ergriffen werden. So sollte der Rucksack stets zwischen den Beinen gehalten werden, um im Notfall das Fahrzeug schnell verlassen zu können.

Einen Schlafplatz beschaffen: Zwar ist das Zelt eingepackt, aber ein warmes Bett ist fast immer die bessere Alternative. Daher schadet es nie, vor dem Antritt der nächsten Fahrt nach einer Unterkunft in der Nähe zu suchen. Neben dem Couchsurfing sind Hotels/Hostels oder Airbnbs eine gute Alternative.

Wo trampt es sich am besten?

Bis auf wenige Ausnahmen ist das Trampen fast auf der ganzen Welt möglich. Es gibt aber Länder, die sich besonders für das Fahren per Anhalter eignen und Länder, in denen es keine gute Idee ist:

Mexiko: Hier ist nicht in jeder Region das Trampen erlaubt. Auch ist es üblich, dass die Fahrer eine kleine Bezahlung einfordern.
Kanada: Auch hier ist das Trampen nicht überall gestattet, verhältnismäßig aber dennoch recht einfach.

USA: Auch hier hat jeder Bundesstaat eigene Regelungen zur Legalität vom Trampen. Außerdem ist es in den USA eher unüblich.
Singapur: Wie in Hongkong ist Trampen hier gänzlich verboten und wird daher nicht praktiziert.
China: Hier ist das Trampen auch nicht erlaubt, wird aber nur kaum kontrolliert. Besonders in ländlichen Gegenden können Komplikationen aufgrund der Sprachbarriere auftreten.

Niederlande: Trampen ist in den Niederlanden nicht nur erlaubt, sondern weitverbreitet. Hier werden Fahrer per Anhalter sogar unterstützt, indem sie von speziell eingerichteten „liftershalte“ – also Einstiegshilfen – Gebrauch machen können.
Deutschland: Zwar ist es in Deutschland nicht mehr üblich, aber dem Trampen steht hier grundsätzlich nichts im Wege.
Irland: Da der öffentliche Nahverkehr verhältnismäßig schlecht ausgebaut ist, nutzen selbst viele Iren das Trampen als Reisemöglichkeit.

Kuba: In Kuba gehören Autos zum Allgemeingut, sodass hier der Staat die Mitnahme von Trampern als Pflicht festgeschrieben hat. Tramping ist hier also fast schon verpflichtend.
Israel: Ähnlich wie in den Niederlanden finden Tramper auch hier “trempiyadas”, die das Fahren per Anhalter erheblich erleichtern.
Afrikanische Länder: In Afrika gilt das Trampen häufig als Ersatz zum ÖPNV.

Thailand: Hier ist das Tramping auch üblich, jedoch werden viele Fahrer eine kleine Bezahlung einfordern.
Indonesien: Ähnlich wie in Thailand ist das Trampen auch hier erlaubt, aber häufig mit einem kleinen Trinkgeld verbunden.

Trampen in Deutschland und im Ausland: Was ist erlaubt?

Trampen, auch bekannt als Autostopp oder im Englischen als „Hitchhiking“, ist eine Methode, um kostenfrei von einem Ort zum anderen zu gelangen, indem man auf öffentlichen Straßen oder Rastplätzen eine Mitfahrgelegenheit bei Fremden sucht. In Deutschland ist das Trampen grundsätzlich erlaubt. Dabei ist es aber essenziell, die Straßenverkehrsordnung (StVO) zu beachten und andere Verkehrsteilnehmer weder zu gefährden noch zu behindern. Das Trampen auf Autobahnen ist demnach verboten.

Sicherheit beim Trampen:

Laut Studien der Universität Wuppertal und des Bundeskriminalamts aus den Jahren 1989 und 1995 ist Trampen generell nicht gefährlich. Das Hauptgefahrenrisiko beim Einsteigen zu einer fremden Person liegt im Risiko eines Autounfalls.

Die Entwicklung des Trampens in Deutschland:

In den 60er, 70er- und 80er-Jahren war Trampen in Deutschland ein populärer Weg des Reisens. Heute sieht man jedoch deutlich weniger Tramper an den Straßenrändern. Eine Kombination aus Verbrechensberichten und anderen Faktoren könnte zu einer allgemeinen Verunsicherung und einem Rückgang der Reiseart geführt haben.

Trampen in Nachbarländern

Schweiz: Hier kann man problemlos trampen, oft mit Wartezeiten von unter 20 Minuten. In kleineren Ortschaften kann ein Schild hilfreich sein.

Österreich: Autostoppen auf Autobahnen und Autostraßen ist verboten. Erlaubt ist es lediglich auf Autobahn-Parkplätzen, Raststationen und anderen übersichtlichen Stellen im Straßennetz.
Italien: Interessanterweise ist das Trampen mittels der Geste „Daumen hoch“ in Italien verboten. Es ist nur erlaubt, Autofahrer direkt anzusprechen.

Herkunft des Wortes „Trampen“: Das Wort „Trampen“ stammt aus dem Englischen, wobei „tramp“ Wanderarbeiter oder Landstreicher bedeutet und „to tramp“ so viel wie umherziehen oder vagabundieren. Fazit: Während das Trampen in Deutschland mit bestimmten Regeln erlaubt ist, variieren die Regeln in den Nachbarländern. Wer plant, per Anhalter zu reisen, sollte sich also vorab über die gesetzlichen Bestimmungen des jeweiligen Landes informieren.

Das war es natürlich längst noch nicht gewesen.

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