Das Erzgebirge in Sachsen, wo übrigens auch ich mit tuningblog.eu sitze, ist seit dem Mittelalter für den Zinnabbau bekannt. Und es könnte bald eine neue Blütezeit geben. Nach der Wende kam der Bergbau in unserer Region zum Erliegen, doch die wachsende Nachfrage nach Lithium für die Akkus von E-Autos könnte ihn wiederbeleben. Der Rohstoff, der als „weißes Gold“ bezeichnet wird, ist entscheidend für die Elektromobilität und die Transformation hin zu einer CO₂-armen Wirtschaft.
Bergbau im Erzgebirge wegen Lithium?
Im Zentrum des potenziellen Aufschwungs steht das Unternehmen Zinnwald Lithium GmbH, das plant, in den Bergen um Altenberg, Lithium abzubauen. Dort schlummern scheinbar große Lithiumvorkommen, die bisher unbeachtet sind. Das im Erzmineral Zinnwaldit enthaltene Lithium hat über Jahrhunderte hinweg wenig Interesse geweckt. Doch in der heutigen Zeit, in der die Nachfrage exponentiell steigt, um die Akkuproduktion sicherzustellen, rückt das Erzgebirge wieder ins Rampenlicht.
Wirtschaftliche Chancen und Herausforderungen
Zinnwald Lithium plant, jährlich rund 1,5 Millionen Tonnen Roherz abzubauen, um daraus 15.000 Tonnen Lithiumhydroxid zu gewinnen, was für etwa eine Million Elektroautos der Größe eines Volkswagen ID.3 reicht. Und bei steigendem Bedarf könnte die Menge sogar verdoppelt werden. Die geplanten Investitionen belaufen sich auf über 500 Millionen Euro, und das Unternehmen hat schon rund 25 Millionen Euro in Voruntersuchungen investiert.
Aber es stehen viele Herausforderungen gegenüber. Die ökologischen Auswirkungen vom Abbau und der Verarbeitung von Lithium sind ein zentrales Thema. Bürgerinitiativen und lokale Politiker fordern bereits eine umwelt- und sozialverträgliche Umsetzung des Projekts. Die Einnahmen und die Schaffung von rund 400 Arbeitsplätzen werden positiv bewertet, jedoch gibt es Sorgen, dass ein neues Bergwerk die bisherigen Investitionen in den Tourismus stört.
Geopolitische Bedeutung und Konkurrenz in Europa
Lithium ist aber nicht nur für die E-Mobilität wichtig, sondern spielt auch eine Rolle in den geopolitischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft in der Technologieproduktion. Europa, das bestrebt ist, die Abhängigkeit von Rohstoffen aus China zu mindern, sieht im heimischen Lithiumabbau eine Schlüsselrolle. So sollen bis 2030 zehn Prozent des Bedarfs an strategischen Rohstoffen aus eigener Förderung kommen.

Neben dem Erzgebirge gibt es in Europa weitere Lithiumvorkommen, darunter in Portugal und in Tschechien. Und in Serbien, einem EU-Beitrittskandidaten, gibt es sogar die größten Lithiumvorkommen Europas. Die Projekte konkurrieren direkt mit dem Vorhaben in Zinnwald um Investitionen und politische Unterstützung.
Zukunftsperspektiven
Die Zukunft des Lithiumabbaus im Erzgebirge hängt jedoch von mehreren Dingen ab. Zum einen muss das Projekt die behördlichen Genehmigungen bekommen, die im Rahmen des europäischen Gesetzes zu kritischen Rohstoffen beschleunigt werden könnten. Zum anderen ist die weitere Finanzierung entscheidend. Die Unterstützung durch das Land Sachsen und der Zugang zum Kapitalmarkt über die Muttergesellschaft Zinnwald Lithium Plc sind wichtige Bausteine. Eine Bürgerinitiative in Altenberg setzt sich weiterhin für eine umweltverträgliche Lösung ein, die den Erhalt der Naturlandschaft und die Interessen der lokalen Bevölkerung berücksichtigt.
Eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarn in der Tschechischen Republik könnte dabei eine Möglichkeit sein, die Belastungen zu minimieren und die Vorteile zu maximieren. Die Jagd nach dem „weißen Gold“ hat das Potenzial, das Erzgebirge wieder zu einem wichtigen Standort des Bergbaus zu machen, allerdings unter ganz anderen Vorzeichen als noch vor Jahrhunderten. Die Balance zwischen wirtschaftlichen Chancen und den ökologischen Herausforderungen wird dabei aber entscheidend sein.