Over-the-Air-Update ist ein Begriff, der eher im IT-Bereich angesiedelt ist und der im Tuning weniger bekannt ist. Dabei kann das Fahrzeug, wenn es dafür vorgesehen ist, solche Updates erhalten. Das funktioniert ganz ohne Werkstattbesuch, ist aber häufig mit weiteren Kosten verbunden. Die Updates werden einfach über die Luft („over the air“) eingespielt. Ähnlich wie Smartphone-Updates per WLAN oder LTE, können Updates auch auf ein kompatibles Fahrzeug geladen werden. Solche Autoupdates sorgen dafür, dass Fahrassistenten dazulernen oder Scheinwerfer noch smarter werden.
Nachträgliche Updates im Abo
In modernen Fahrzeugen steuern unzählige Softwareprogramme viele Funktionen. Hersteller bauen entsprechend Extras ein, die der Kunde nachträglich freischalten kann. Das kostet natürlich und je nach Extra kann ein Abonnement gebucht oder eine Funktion per einmaliger Bezahlung freigeschaltet werden. Das Einspielen der „Updates“ erfolgt „over the air“. Dieses Geschäftsmodell bietet nicht nur Vorteile für die Autobauer. Auch Gebrauchtwagenverkäufer können von den nachträglichen Updates profitieren und die vielseitigen Update-Möglichkeiten der jungen Gebrauchten in das Angebot miteinbeziehen.
Autopilot oder Personal Assistant
Die Autohersteller positionieren sich aber sehr unterschiedlich auf dem Markt. Tesla bietet beispielsweise einen Autopilot „over the air“ an. Der bekannte Autohersteller bietet verschiedenste Funktionen an, die bereits in der Hardware stecken und per Auto-Update freigeschaltet werden können. Die Funktionen stecken beispielsweise im großen Infotainmentsystem. Ein Fahrassistent, der als „Autopilot“ bezeichnet wird, kann per Update nachgerüstet werden. Das ist durch eine in neuen Modellen fest eingebaute Sim-Karte möglich. Seit März 2018 ist das Notrufsystem eCall für neu zugelassene Autos verpflichtend. Die dafür notwendige Sim-Karte ist also im Auto vorhanden und kann eine Verbindung zum Mobilfunknetz herstellen. Neben bekannten Updates, wie Musikstreaming-Diensten, Live-Traffic und Kartenmaterial zur Navigation, kann also auch die Fahrassistenz ein Update erhalten.
Andere Autohersteller, wie BMW und Audi, ziehen nach und bieten ebenfalls Möglichkeiten für ein Auto-Update „over the air“ an. BMW hat vor Kurzem sein Operating System 7.0 eingeführt und Möglichkeiten für das Upgrade erweitert. Das Operating System 7.0 wurde in der jüngsten BMW X5 Generation eingeführt und ermöglicht eine Installation des „Intelligent Personal Assistant„. Weitere Assistenzsysteme können mit besseren und neuen Funktionen per „Over-the-air-Update“ ausgestattet werden. So kann der Parkpilot beispielsweise auch in Querparklücken einparken und der adaptive Tempomat agiert beim Anfahren dynamischer.
Betriebssystem ist für Update entscheidend
Moderne Fahrzeuge sind mit elektronischen Steuergeräten ausgestattet. BMW nutzt beispielsweise ein neues Betriebssystem, über das auf viele Auto-Steuergeräte zugegriffen werden kann. Es werden damit Kartenupdates für das Navigationssystem einfach online eingespielt. Das moderne Auto stellt ein komplett vernetztes System dar, in dem sämtliche Steuergeräte untereinander kommunizieren. BMW hat bereits den Abstandsregeltempomat mit Stop-and-Go-Funktion angekündigt. Dieser kann dann einfach für ein kompatibles System freigeschaltet werden. Die Update-Möglichkeiten sind vielfältig und immer mehr Autohersteller greifen auf die Möglichkeiten der modernen Vernetzung zurück.
Zusatzkosten sind häufig vorhanden
Die Preise für Auto-Upgrades sind sehr unterschiedlich und hängen von Hersteller und freizuschaltenden Funktionen ab. Bestimmte Audi A4 Modelle und der A5 Facelift können mit Apple CarPlay, Digitalradio, Android Auto sowie mit einem großen Navi nachgerüstet werden. Der E-Tron von Audi erlaubt ein nachträgliches Freischalten des Einparkassistenten. LED-Scheinwerfer können mittels Update mit der Matrix-Funktion ausgestattet werden. Das Freischalten von Funktionen oder das Einspielen anderer Auto-Updates „over the air“ ist aber häufig mit zusätzlichen Kosten verbunden. Apple Carplay wird beispielsweise bei BMW nur für einen definierten Zeitraum ab Neuwagenkauf angeboten. Die Funktion kostet nach einjähriger Nutzung zumeist etwas. Wer die Funktion Carplay für die Lebensdauer des Autos nutzen möchte, der muss mehr bezahlen.
Idee ist nicht komplett neu
Die Hersteller fangen also an, Extras ins Auto zu bauen, die der Kunde eigentlich überhaupt nicht bestellt hat. Dinge, die er nicht bezahlt aber auch nicht nutzt. Zumindest so lang, bis er sie freischalten lässt. Ganz bequem ohne Werkstattbesuch: per Update „over the air“. Grundsätzlich gibt es dieses Prinzip aber schon seit Jahrzehnten. Schon damals waren kleine Sonderfunktionen und Extras in Fahrzeugen vorhanden, die bei der Auslieferung nicht aktiviert waren. Beispielsweise Fensterheber, die sich über den Fahrzeugschlüssel öffnen und schließen liesen. Die Funktion hatte fast jedes Fahrzeug mit elektrischen Fensterheber verbaut, freigeschaltet war sie aber keinesfalls bei allen. Ganz ähnlich auch das Thema Sitzheizung. Oft hatten Fahrzeuge schon die komplette Technik bis zur Heizmatte im Sitz verbaut, lediglich der fehlende Schalter in der Mittelkonsole machte eine Nutzung nicht möglich. Und noch ein Beispiel ist der Tempomat. Bei vielen Fahrzeugen musste nur der Blinkerhebel getauscht werden und schon war ein voll funktionsfähiger Tempomat an Bord. Lediglich die endgültige Freischaltung durch einen Vertragspartner des Herstellers gab es nur vor Ort und nicht über Funk in der heimischen Garage. Außer man hatte VCDS daheim und etwas Ahnung.
Testbericht von Repareo.de über die Plattform „Wir-kaufen-dein-Auto.de“. |