Erlebt haben es wahrscheinlich schon viele, die Ihre Sommer- /Winterräder selbst wechseln. Die Radbolzen / Radmuttern lassen sich schwer herausdrehen und sind teils stark verrostet. Da kommt schnell die Idee auf, bevor man sie wieder reinschraubt, die Radbolzen gängig zu machen. Doch was bringt das Einfetten von Radmuttern und Radschrauben eigentlich? Eingerostete Radmuttern lassen sich nur schwer entfernen. Deswegen denken viele darüber nach, die Muttern oder Stehbolzen einzufetten und so vor Rost zu schützen. Dies sollten Sie sich jedoch lieber noch einmal überlegen. Zum einen gibt es nur einige wenige Autohersteller, die dies mit speziellen Hilfsmitteln überhaupt zulassen, zum anderen sprechen weitere Gründe dagegen!
kein Öl/Fett etc. nutzen, weil…
- Die Radschrauben oder Radmuttern befinden sich unmittelbar in Nähe der Bremsanlage und sind somit hohen Temperaturen ausgesetzt. Das könnte zu einer Verbrennung vom Fett führen, was vielleicht für ein regelrechtes Festfressen der Schrauben und Muttern sorgt.
- Gewinde, die gefettet / mit Schmiermitteln versehen sind, können sich gegebenenfalls lösen
- Sie sollten demnach weder Radschrauben noch Radmuttern einfetten. Völlig ausreichend ist es stattdessen, eine Drahtbürste zur Hand zu nehmen und damit die Gewinde und Oberflächen achtsam von der Korrosion der Oberfläche zu befreien. Auch ein Akkuschrauber mit einem Igelaufsatz (Rundbürste/Turboigel) kann mit wenig Druck und wenig Drehzahl eventuell genutzt werden. Notfalls die Bolzen/Muttern in Cola einlegen
- Besonders das gute alte WD-40 wirkt in diesem Fall eher negativ und fast schon wie ein Kleber. Dazu kann beim Eindrehen mit WD-40 die Drehmomentgrenze leicht überschritten werden. Das kann den Radbolzen zerstören.
Radmuttern & Radschrauben: der Unterschied
Es gibt eine Möglichkeit, wie Sie schon mit einem einzigen Blick sofort sehen, ob Sie es mit Radmuttern oder mit Radschrauben zu tun haben. Um die verwendete Art der Verbindung festzustellen, nehmen Sie zunächst den Reifen ab. Wenn Radmuttern verbaut wurden, sind Stehbolzen zu sehen. Diese sind fest mit der Nabe verbunden. Sollte dies der Fall sein, wird der Reifen über die Stehbolzen geschoben. Dies geschieht, indem die passgenauen Löcher der Felge direkt über den Bolzen positioniert und somit eingeschoben werden. Im Anschluss werden die Radmuttern montiert und festgezogen. Im Falle eines Systems mit Radschrauben finden Sie in der Nabe keine Stehbolzen, sondern lediglich Schraublöcher vor.
Info: Diese Arten von Radbolzen gibt es und das gilt es zu beachten!
Beim Radwechsel müssen Sie darauf achten, das Rad hundertprozentig auszurichten. Nur so können die Radschrauben hinterher in die passenden Schraublöcher eingesetzt werden. Weiterhin ist zu beachten, dass es zwei verschiedene Radmuttersysteme gibt. Sie unterscheiden sich in ihrer Form. Während die einen kegelförmig sind, gleichen die anderen eher Kugeln (Kegelform/Kugelform). Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Form der Radmutter passend zur Felge ausgewählt wird. Nur so kann die Radmutter ordnungsgemäß in die vorgesehene Aussparung aufgenommen werden. Wer dies nicht beachtet, riskiert eine Lockerung der Radmuttern und somit eine erhöhte Gefährdung der Fahrsicherheit.
Sind Radmuttern seltener als Radschrauben?
- Die Experten in den Fachzeitschriften sind sich einig, dass heutzutage in den meisten Fällen Radschrauben zum Einsatz kommen. Radmuttern werden wohl nur noch selten genutzt. Doch dieser Eindruck täuscht. Es gibt auch in der heutigen Zeit noch viele Hersteller, die Radmuttern verbauen und darauf schwören.
- Unter den bekannten Fahrzeugherstellern, die teils weiterhin auf das Radmuttersystem bauen, finden sich etwa Opel und Ford. Diese Global Player liefern fast alle Modelle mit Radmuttern aus. Und neben den großen Marken der Automobilindustrie setzen auch die asiatischen Hersteller wie Kia oder Honda auf Radmuttern und verwenden die Technik an den von ihnen hergestellten Fahrzeugen.
- Im Grunde entspricht es allerdings den Tatsachen, dass viele bekannte Hersteller wie etwa VW, Audi, BMW oder Mercedes vorwiegend mit Radschrauben arbeiten, da diese für die Fahrzeugnutzer flexibler sind.
- Im Sortiment der meisten Ersatzteilehändler finden Sie nach wie vor Radschrauben und Radmuttern in diversen Formen und Varianten. Somit ist es keine große Herausforderung, die richtigen Ersatzteile für das Auto und den Reifen zu finden.
Unterschiedliche Systeme bieten unterschiedliche Vorteile!
Radmutter- und Radschraubensysteme bieten jeweils verschiedene Vorteile. Mit Radmuttern geht der Reifenwechsel spielend leicht von der Hand. Das Rad wird auf Nabe und die Stehbolzen geschoben und schon ist es wieder einsatzfähig.
- Durch die Befestigung über die Stehbolzen auf der Nabe ist ein Verrutschen des Rads unmöglich. Ein Nachteil ist die Bewegungsfreiheit der Radmuttern. Sie müssen nach einer gewissen Laufzeit nachgezogen werden. Geschieht dies nicht, ist die Unfallgefahr erhöht.
- Wird beim Reifenwechsel festgestellt, dass eine Radmutter korrodiert ist, kann es zu Komplikationen kommen. Während eine Radschraube im Falle der Korrosion aufgebohrt und einfach entfernt werden kann, geht dies bei einer Radmutter nicht so leicht. Ein Reifenwechsel würde in dem Fall viel Zeit und Kraft kosten.
- Nicht immer geschieht ein Radwechsel in der Vertragswerkstatt und unter professioneller Aufsicht. Im Falle eines unvorhergesehenen Radwechsels aufgrund einer Panne können korrodierte Radmuttern schnell zum Problem werden. Aber auch festgerostete Radschrauben sind bei einer Panne kein Grund zur Freude, jedoch lassen diese sich mit improvisiertem Werkzeug in der Regel wesentlich leichter entfernen.
Sowohl Radmutter- als auch Radschraubensystem als Sicherheitsschutz
Teure Felgen mit hochwertigen Reifen sollten einen effektiven Diebstahlschutz besitzen. Beide Systeme, sowohl Radmuttern als auch Radschrauben sind dafür geeignet. Um den Diebstahlschutz zu gewährleisten, sollten Sie immer Radschrauben- als auch Radmuttern-Sets mit Felgenschloss einsetzen, die nur mit einem speziellen Schlüssel gelöst werden können. Es genügt bereits, wenn nur eine Radmutter oder Radschraube je Felge nur mit dem Schlüssel zu öffnen ist. Sowohl handelsübliche Schraubensets als auch die sicheren Spezialsets sind in allen gut ausgerüsteten Fachgeschäften zu bekommen.
Radschrauben und das perfekte Drehmoment
Es gibt ihn, den perfekten Drehmoment für Radschrauben. Und nur mit diesem sollten Sie Schrauben festziehen. Die meisten denken, dass es mit wenigen Umdrehungen erledigt ist und die Schraube dann schon hält. Leider täuscht dieser Eindruck. Um eine Verbindung kraftbündig herzustellen, ist eine Mindestanzahl an Umdrehungen zu erreichen. Diese beträgt in der Regel sechs Umdrehungen. Nur so wird eine akzeptable Sicherheit in der Nutzung erreicht.
Flexible Radschrauben – weitere Vorteile
Radschrauben sind nicht nur leichter zu lösen, selbst wenn sie fest gerostet sind, sie bieten auch weitere Vorteile.
- Radschrauben sind in diversen Längen lieferbar und können damit maßgenau verwendet werden.
- Im Gegensatz dazu muss die Länge beim Radmuttersystem genau passen. Hier ist es wichtig, dass die Felgen zu den Stehbolzen in Durchmesser und Länge passen.
- Bei Radschrauben ist die Flexibilität ein großer Vorteil, da diese am Durchmesser der Felge ausgerichtet werden können.
- Bei der Anschaffung neuer Felgen können Sie nach Ihrem Geschmack entscheiden und nicht nach der Art der Radmuttern. Mit Radschrauben wechseln Sie einfach auf die gewünschte Länge.
Ist es sinnvoll, Radmuttern oder Radschrauben regelmäßig nachzuziehen?
Unabhängig vom Ja oder Nein zum Nachziehen ist es wichtig, dass – wenn zum ersten Mal ein Rad am Fahrzeug festgezogen wird – das richtige Drehmoment zum Einsatz kommt. Wenn Sie dies beachten, ist es normalerweise nicht notwendig, die Schrauben nachzuziehen. Dies gilt allerdings nicht für Radmuttern. Diese sollten nach spätestens 50 gefahrenen Kilometern erneut mit dem entsprechenden Drehmoment festgezogen werden.
Generell schadet es nicht, nach einigen Kilometern noch einmal den festen sitz zu prüfen. Egal, ob Mutter oder Schraube.
Zu empfehlen ist immer ein fachlich korrekt durchgeführter Reifenwechsel in einer Fachwerkstatt. In der Regel werden sie durch eine Notiz dann auch an das notwendige Nachziehen nach einigen Kilometern erinnert.