Staatskarossen waren früher Prachtkutschen, mit denen der Adel vier- oder sechsspännig vorfuhr. Insofern leitet sich das deutsche Wort aus dem Französischen ab und stammt vom Wort carosse. Auch Königin Elisabeth II. fährt heutzutage noch bei Feierlichkeiten mit ihrer Kutsche vor. Doch was ist eigentlich eine Staatskarosse? Staatskarossen gibt es als gepanzerte Sonderschutzfahrzeuge von heimischen Herstellern oder auch als prachtvolle Landaulets. Insofern gibt es regional einige Unterschiede. Gesteuert werden die Fahrzeuge immer von einem Chauffeur. Zusätzlich ist immer eine Standarte gesetzt. Beim jährlichen Wirtschaftsforum in Davos finden sich beispielsweise viele gepanzerte Fahrzeuge. Auch Angela Merkel fährt in Davos mit ihrem gepanzerten Audi vor, wie es üblicherweise Wirtschaftsgrößen, Könige und andere Staatsoberhäupter tun. Optisch wirken die gepanzerten Fahrzeuge in der Regel fast wie gewöhnliche Luxuswagen. Allerdings sind die Fahrzeuge hoch gesichert. Und beispielsweise der Blick auf die Fensterrahmen der Scheiben lässt das auch bei einigen Autos erahnen. Sie sind deutlich stärker!
Panzerfahrzeuge von Mercedes
Mercedes stellt seit den 1920er-Jahren gepanzerte Fahrzeuge her und hat in diesem Gebiet einen sehr großen Erfahrungsschatz, von dem Mercedes auch wirtschaftlich profitiert. Schon der Mercedes Nürburg 460 aus der W 08 Baureihe war als gepanzertes Fahrzeug erhältlich. Für einen weltweiten Absatz stellt Mercedes die Panzerfahrzeuge her. Kaiser Hirohito ließ sich in den 1930er-Jahren einen gesicherten Mercedes 770 nach Japan liefern und war damit das erste internationale Staatsoberhaupt, dass sich mit diesem Fahrzeug fahren ließ. Daneben produzierte Mercedes noch Sonderschutzfahrzeuge des Typs 500. Mitte der 1960er-Jahre wurde der Mercedes 600 W 100 als Panzerfahrzeug ausgeliefert. Viele Nationen nutzten den Mercedes als Staatslimousine. Alle Fahrzeuge, die Mercedes in Sonderschutzausstattung lieferte, haben eine schwere Stahlpanzerung, die sich an den Türen und den Karosserieteilen befindet. Alle Glasfronten der Fahrzeuge bestehen dazu aus zentimeterdickem Panzerglas.
Mercedes 600 W100 Pullman
Der Mercedes 600 W 100 Pullman wurde 1963 vorgestellt und avancierte zu einer beliebten Sonderschutzlimousine. Wirtschaftsgrößen, Prominente, Könige, Scheichs, Stars und Politiker mochten die Formgebung und die Eleganz des Modells mit seinen zahlreichen Glasflächen. Bis in die frühen 1990er Jahre wurde das Fahrzeug als Staatslimousine in Deutschland genutzt. Chauffiert wurden von Wolfgang Wöstendieck Staatsgäste, wie beispielsweise Lady Di, der japanische Kaiser oder auch Johannes Paul II. In den Jahren von 1971 bis 1993 gab es insgesamt vier Fahrer, die die Staatskarosse regelmäßig fahren durften. Für den Besuch von hohen Staatsgästen wurde vom Auswärtigen Amt direkt bei Mercedes in Stuttgart Wolfgang Wöstendieck und der schwarze Pullman geordert. Das Kennzeichen der Limousine war S-VC 600. Insgesamt wurde der Pullman von 1963 bis 1981 2677 Mal produziert.
Kein aktuelles Sonderfahrzeug – BMW 7er
BMW hat für die aktuelle 7er Reihe keine Panzervariante konzipiert. Wer gern in einem BMW chauffiert werden möchte, muss auf die Vorgängermodelle (siehe Foto), wie 750 Li oder 760 Li, als BMW 750LiS High Security (F03) zurückgreifen. Die einzige Möglichkeit, einen gepanzerten BMW 7er der aktuellen Reihe zu fahren, wäre, ihn bei einer Spezialfirma nachzupanzern. Trasco bietet den BMW 7er auch als Hybridpanzer in Leichtpanzerform an. Angela Merkel wird im Audi A8 W 12 in Panzerversion chauffiert. Die Panzermodelle sind sicher gegen Sprengsätze, Granatenbeschuss und Schnellfeuerwaffen. Die Audi Fahrzeuge bersten nicht, wenn sie beschossen werden. Die Reifen sind besonders konzipiert und verfügen über spezielle Notlaufeigenschaften. Selbst bei zerstörten Reifen können Personenschützer das Panzerfahrzeug noch sicher aus der Gefahr bringen. Der Bundespräsident, Walter Steinmeier, lässt sich in einem älteren BMW 7er oder einem Mercedes S 600 zu Terminen fahren.

Putin im Pullman
Präsident Putin lenkt seinen Pullman gern selbst. Bis vor einigen Jahren ließ er sich noch in einem Mercedes 600 SEL W 140 chauffieren. Dann kam als Nachfolgermodell der Pullman Typ 221. Diesen steuert er gern auch hin und wieder einmal selbst. Andere Politiker der 80er-Jahre, wie beispielsweise Helmut Kohl oder auch Richard von Weizsäcker, wurden in Flockvelours ausgekleideten 500 SEL W 126 Modellen chauffiert. Die Elite der Wirtschaft nutzte hier hingegen schon die Panzermodelle des Mercedes 560 SEL. Hier gab es bereits eine vollelektrische Einzel-Sitzanlage im Fond.

USA: The Beast – Der Cadillac One
Mit der Wahl von Barack Obama im Jahre 2009 zum US-Präsidenten kam von General Motors ein neues The Beast Modell. Es ist die bestgesicherte Limousine weltweit zum Schutz des Präsidenten. Die optische Basis vom Beast ist ein Cadillac STS. Allerdings beziehen sich die optischen Ähnlichkeiten nur noch auf Leuchten und Kühlergrill. Das Beast ist derart umgestaltet, dass es mit dem Basismodell sonst keinerlei Ähnlichkeiten hat. Mit der Amtsübernahme im Januar 2017 sollte Donald Trump als Amtsnachfolger eine neue Limousine erhalten. Allerdings kam es bisher noch nicht dazu. Donald Trump nutzt einen Chevrolet Tahoe / Suburban, der als gepanzerter SUV bereit steht. Für Reisen in Europa fahren die Personenschützer in eigens besonders gesicherten Mercedes G-Modellen oder BMW X5 Fahrzeugen.
Gesicherte Mercedes S-Klasse
Viele Wirtschaftsbosse und Politiker nutzen die Panzerbauten der Mercedes S-Klasse. Diese sind zwar weniger repräsentativ, allerdings sicher. Gern gefahren wird die vormalige Chrombaureihe W 116. Aber auch der moderne W 126 oder der opulentere Mercedes W 140 sind beliebt. Der Vorteil der Mercedes Modelle ist, dass man hierin nicht nur sehr sicher unterwegs ist. Die Modelle sind auch überaus bequem und komfortabel. In den 1970er Jahren fuhren die Personenschützer von BKA und Polizei häufig in den W 116 Modellen, dem Mercedes 350 SE. Politiker nutzten in der Zeit den kräftigeren Mercedes 450 SEL, der einen längeren Radstand hat. 1977 ließ der bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß zwei gepanzerte BMW 733i bauen. Dies sollte die Verbundenheit zu seinem Bundesland ausdrücken, obwohl er eigentlich eher ein bekennender Mercedes-Fan war.
DS7 Crossback von Macron
Macron ließ sich bereits in seinem neu gepanzerten DS7 Crossback durch Paris chauffieren. In Davos hat viel Prominenz aus aller Welt einmal im Jahr die Gelegenheit, einen großen Auftritt mit gepanzerten Limousinen hinzulegen. Macron erhielt gleich nach seiner Wahl zum französischen Staatspräsidenten sein neues Panzerfahrzeug. Andere Termine nimmt Macron häufig im schwergepanzerten Renault Espace wahr. Optisch sehen die Fahrzeuge wie übliche Serienmodelle aus. Allerdings haben die Sonderfahrzeuge wenig gemein mit den Schwerpanzerfahrzeugen von Citroën/Peugeot/DS oder Renault. Die Türen und Hauben sind mit Karbon, Stahl und Kevlar extra verstärkt. Alle Glasfronten bestehen aus zentimeterdickem Panzerglas. Durch die Materialwahl sind die Fahrzeuge auch schweren Beschüssen optimal gewachsen.
Wir hoffen, dass Euch unser Infobericht zum Thema/Begriff Staatskarossen (weitere Bezeichnungen/Stichworte sind: Panzerlimousine, Panzer-Dinestwagen, Prachtkutsche) aus der Rubrik Autotuning gefallen hat.