[Update: 03.10.2023] Die Ansicht, dass sich Diesel von Heizöl nur durch die rote Farbe unterscheidet, ist eine weitverbreitete These. Doch stimmt das auch? Kann anstatt Diesel auch Heizöl getankt werden? Wir klären Sie darüber auf und verraten Ihnen, warum das, was anfangs billig scheint, auch schnell recht teuer werden kann. Heizöl und Diesel sind unterschiedlicher, als viele glauben. Obwohl es bis Mitte der 1990er-Jahre abseits der roten Farbe kaum chemische Unterschiede zwischen dem Brennstoff und dem Kraftstoff gab, stellt sich der Sachverhalt aktuell anders dar. Heizöl wird zwar immer noch rot eingefärbt, aber mittlerweile auch zusätzlich mit einem Markierstoff versehen, um die missbräuchliche Verwendung in Dieselmotoren zu verhindern.
Unterschiede: Heizöl und Diesel
Doch warum wird Heizöl für Dieselmotoren überhaupt verwendet? Grund dafür ist die deutlich bessere Besteuerung von Heizöl gegenüber Diesel. Da sowohl die Heiztechnik als auch Automotoren ständig weiterentwickelt werden, müssen sich auch die Kraft- bzw. Brennstoffe anpassen. Dies ist mitunter ein Grund, weshalb sich Diesel und Heizöl heutzutage deutlicher voneinander unterscheiden als noch vor 20 Jahren.
- Schwefelgehalt:
Ein großer Unterschied zwischen Heizöl und Diesel zeigt sich beim Schwefelgehalt. Während Diesel mit einem Anteil von 10 mg Schwefel pro Liter quasi als schwefelfrei gilt, liegt der Wert bei schwefelarmem Heizöl EL deutlich höher und beträgt 50 mg/l. Daher kann es bei der Verbrennung von Heizöl in Dieselmotoren zum Ausstoß von Schwefeldioxid kommen, welches im Motorraum eine schwefelige Säure bildet. Da Motoröle kaum noch neutralisierende Basenreserven haben, wirkt sich die Säure schädigend auf den Motor aus. Folglich kann es zur Korrosion der Abgasanlage und zu einem frühzeitigen Motorschaden kommen.
Additive:
- Ein weiterer Unterschied liegt in den Additiven, die sowohl dem Dieselkraftstoff als auch dem Heizöl EL (extra leicht) direkt in der Raffinerie beigemischt werden und welche sich deutlich voneinander unterscheiden.
Weitere Zusätze:
- Da Dieselkraftstoff gemäß DIN 590 hergestellt wird, enthält er auch Zusätze, welche die Zündwilligkeit (Cetanzahl) garantieren. Heizöl EL werden jedoch keine Zusätze zur Zündungsverbesserung zugesetzt, daher kann es zu einer verstärkten Rußbildung (Verkokung), starkem Nageln und einem schnelleren Verschleiß des Motors kommen.
Wirkstoffe für bessere Filtrierbarkeit:
- Dieselkraftstoff wird im Winter bzw. in der Übergangszeit mit Wirkstoffen versetzt, welche seine Filtrierbarkeit herabsetzen und den Motor schützen. Durch diese Wirkstoffe bleibt Diesel beispielsweise auch bei einer Temperatur von -20 °C filtrierbar. Die Fließfähigkeit von Heizöl kann hingegen schon bei einer Temperatur von +5 °C beeinträchtigt sein. Noch schlimmer ist die Situation aber bei Minusgraden, denn ab -10 °C bildet Heizöl Paraffinkristalle, welche den Filter verstopfen.
Unterschied Speiseöl und Diesel:
Und auch beim Tanken vom Speiseöl aus dem Discounter sollte man weiterhin an den Fiskus denken. Ein Pflanzenöl, das für den Einsatz als Treibstoff gedacht ist, muss nämlich auch versteuert werden. Allerdings nicht so hoch wie der Mineralöl-Sprit. Fährt man also mit Speiseöl im Auto, dann ist man nach dem Energiesteuergesetzt verpflichtet, dem zuständigen Hauptzollamt eine Steueranmeldung einzureichen und den entsprechenden Steuerbetrag zu entrichten. Mehr zum Thema Speiseöl gibt es im folgenden Beitrag: Pflanzenöl (Pöl) tanken!
besonders wichtig: der rechtliche Aspekt
Sollten Sie Dieselfahrzeuge, Netzersatzanlagen oder Arbeitsmaschinen mit Heizöl anstatt mit Dieselkraftstoff betreiben, machen Sie sich strafbar. Sie begehen nämlich Steuerhinterziehung. Wer vom Zoll mit Heizöl im Fahrzeug erwischt wird, der muss für das komplette Tankvolumen die entgangene Energiesteuer nachzahlen. Im Extremfall drohen beträchtliche Geldstrafen oder bis zu 5 Jahre Knast. Und die Kontrolle des Tankinhalts ist ohne Chemielabor möglich. Besonders wegen des roten Farbstoffes. Grundsätzlich gibt es aber auch einige Ausnahmen und so ist ein Betrieb von Netzersatzanlagen mit Heizöl im Katastrophenfall nicht strafbar. In einem solchen Fall muss vor der ersten Nutzung eine Genehmigung beim zuständigen Hauptzollamt eingeholt werden.
Unser Fazit – Heizöl statt Diesel tanken?
Heizöl anstatt Diesel zu verwenden, ist keine gute Idee. Sie machen sich damit nicht nur strafbar, sondern können auch teils schwerwiegende und teure Schäden am Triebwerk und dessen Anbauteilen (Abgasreinigungssystem, DPF, Kat etc.) verursachen. Das Auto mit Heizöl zu fahren ist zwar theoretisch möglich – aber auf keinen Fall empfehlenswert.
FAQ: Heizöl statt Diesel – Verstöße, Folgen und Mythen aufgeklärt
1. Warum ist es illegal, Heizöl statt Diesel zu tanken?
- Strafbarkeit: Das Tanken von Heizöl ist aufgrund der Steuerhinterziehung illegal.
- Kontrollen: Die deutsche Zollverwaltung führt mobile Kontrollen durch, um diesen Verstoß aufzudecken.
2. Welche physischen Auswirkungen hat Heizöl auf den Dieselmotor?
- Leistungsminderung: Höhere Schadstoffemissionen und Leistungsminderung können auftreten.
- Motorverschmutzung: Heizöl führt zu stärkeren Ablagerungen und Verschmutzung des Motors.
3. Was sind die langfristigen Auswirkungen des Fahrens mit Heizöl?
- Verschleiß: Vorzeitiger Verschleiß und schnelle Abnutzung des Fahrzeugs.
- Strafen: Mögliche Geldstrafen oder bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.
4. Kann man die rote Farbe aus dem Heizöl entfernen?
- Rote Farbe: Heizöl ist mit rotem Farbstoff und dem Markierstoff Solvent Yellow 124 versehen, um Missbrauch vorzubeugen.
5. Sind Heizöl und Diesel dasselbe?
- Unterschiede: Trotz Ähnlichkeiten sind Heizöl und Diesel aufgrund ihrer unterschiedlichen Bestandteile und Besteuerung nicht gleichzusetzen.
6. Welchen Unterschied gibt es in der Besteuerung von Heizöl und Diesel?
- Besteuerung: Heizöl wird mit 6,14 Cent pro Liter, Diesel mit 47,04 Cent pro Liter besteuert.
7. Kann man Maschinen mit Heizöl betreiben?
- Verwendung: Heizöl darf nicht in Maschinen verwendet werden, es sei denn, es handelt sich um ortsfeste Notstromaggregate.
8. Welche Strafen drohen bei Verwendung von Heizöl als Kraftstoff?
- Strafen: Steuerhinterziehung kann mit bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe oder Geldbuße geahndet werden.
- Nachversteuerung: Zudem muss das Heizöl nachträglich zum höheren Dieselpreis versteuert werden.
9. Wie lange ist Heizöl in einem PKW-Tank nachweisbar?
- Nachweisbarkeit: Heizöl kann oftmals noch mehrere Jahre im Tank nachgewiesen werden.
Abschlussgedanken
Das Tanken von Heizöl anstelle von Diesel mag auf den ersten Blick als kostensparende Maßnahme erscheinen, doch die finanziellen, rechtlichen und mechanischen Konsequenzen können erheblich sein. Die umfassenden Kontrollen und strengen Strafen unterstreichen die Ernsthaftigkeit dieses Verstoßes gegen die Energiesteuergesetze und Umweltauflagen
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Mir war fremd, dass die Besteuerung von Heizöl gegenüber Diesel deutlich besser ist, jedoch zum Tanken ungeeignet ist. Mein Vorrat an Heizöl geht langsam zur Neige und ich benötige daher dringend neues Heizöl. Hoffentlich finde ich schnell einen geeigneten Ansprechpartner für erstklassiges Heizöl.
Hier wird einiger Unsinn verzapft. Stationäre Motoren wie Stromaggregate oder Pumpen können genehmigungsfrei mit Heizöl betrieben werden. Ich habe 3 Diesel KFZ überwiegend
( Salatölanteil 75 – 90 % jeweils über 230000 KM mit unverestertem Pflanzenöl gefahren. No Problemo. Es waren Saug-bzw einfache Turbo-Vorkammerdiesel. 2 x Ford 1 mal Toyota. Mein Hatz-Aggeregat lauft auch nur mit Heizöl EL. Alles andere ist unter Märchen abzulegen.
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Tanken von Heizöl statt Diesel. Wahnsinn, dass die Heizöl deutlich günstiger versteuert wird als Diesel, man sich jedoch wegen Steuerhinterziehung strafbar macht. Ich habe immer günstiges Heizöl gekauft, aber war noch nie auf die Idee gekommen, damit mein Auto zu betanken.
Danke für den Beitrag zum Heizöl. Ich bin schon länger auf der Suche nach weiteren Informationen hierzu. Der Beitrag hilft mir wirklich sehr!