Dieser 190er aus dem Jahre 1984, der auf den Werkscode W201 hört, mag äußerlich ganz bieder und unscheinbar wirken. Genau wie seine Brüder, welche die Ära des Baby-Benz eingeläutet haben, und heutzutage im Originalzustand zu einem begehrten Klassiker gereift sind, sieht er absolut unsportlich und eher altbacken aus, und man sieht diesem 190er überhaupt nicht im geringsten an, dass er es faustdick unter der Haube hat. In unschuldigem Silber lackiert, und mit zeitgenössischen Alufelgen bestückt, ist dieser in den Niederlanden zugelassene Baby-Benz das ultimative Sleeper-Car. Vor der ungewöhnlichen Leistungskur wurde dieses Modell nämlich von einem 90 PS starken 2-Liter-Vierzylinder-Saugbenziner angetrieben, welcher noch nicht einmal über eine Einspritzung, sondern noch über einen Vergaser verfügte, und somit ohne Katalysator ausgerüstet war.
Innenraum mit bordeauxrotem Leder
Bevor wir genauer auf den ungewöhnlichen Engine Swap eingehen, sei noch einmal erwähnt, dass man sich auch im Innenraum alle Mühe gegeben hat, um aus dem einst langweiligen 190 ein optisches Highlight zu kreieren. Der gesamte Innenraum wurde in weinrotes Leder gehüllt, um ein gewisses Oberklasse-Feeling in dieses Modell einziehen zu lassen. Ansonsten wurde der Innenraum nicht großartig verändert, im Gegensatz zum gesamten Innenleben des Fahrzeugs.
6-Liter-V12 aus dem 600 SEL
Um den Zwölfender mit gewaltigen 6 Litern Hubraum in dem kleinen 190er unterzubringen, waren diverse Modifikationen im Motorraum notwendig, denn so ein großes Triebwerk findet in dem serienmäßigen Motorraum dieses Wagens keinen Platz. Die Umbauten im Motorraum, welche es ermöglichten, dass der Zwölfzylinder Einzug halten konnte, dauerten sage und schreibe volle 6 Monate. Beispielsweise musste die gesamte Technik wie Anlasser, Lichtmaschine und dergleichen anders platziert werden, um dem großen V12 ausreichend Platz unter der Haube zu gewähren. Zudem mussten Belüftungsschlitze in den Scheinwerfern angebracht werden, damit der neue Motor ausreichend mit Kühlluft versorgt werden kann. So ein System kennt man sonst nur vom Dodge Challenger SRT Hellcat, und es wurde notwendig, um den Motor bei Volllast nicht zu überhitzen. Die Leistung des Aggregats beträgt wahnwitzige 424 PS und 585 Newtonmeter maximales Drehmoment, und der Standardsprint von 0 auf 100 km/h gelingt mit dem nur rund 1400 kg leichten Monster-Benz in etwa 3 Sekunden. Noch beeindruckender ist allerdings die Zeit von 100 – 150 km/h, welche mit 4 Sekunden angegeben wird, und der Sprint von 100-200 km/h welcher nur rund 11 Sekunden betragen soll. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit aberwitzigen 350 km/h angegeben, womit der getunte Benz so schnell wäre wie ein Lamborghini Aventador S.
weitere Umbauten des Fahrzeugs
Doch damit sind wir noch lange nicht am Ende des Lateins, was Umbauten betrifft, denn an diesem Wagen wurden zahlreiche andere Modifikationen vorgenommen, wie etwa der Einbau einer Fünfstufenautomatik aus dem Mercedes CL 600, oder der Installation der Lenkung einer Mercedes E-Klasse W210. Doch damit nicht genug, denn die ungewöhnlichste Umbaumaßnahme ist wohl der Einbau der Radaufhängung des größten Rivalen namens BMW E36. Die oben bereits erwähnten Felgen stammen übrigens ebenfalls von einem Mercedes CL 600.
Dieser Benz ist garantiert ein Einzelstück
Man muss schon ein wenig verrückt sein, um sich so einen Wagen zu bauen, aber es gehört viel Mut und Kreativität dazu, solch ein Projekt zu realisieren. Hut ab vor der Leistung des Tuners, welcher es geschafft hat, aus einem einst so biederen Mercedes W201 ein Sleeper-Car zu machen, welches seines Gleichen sucht. Sollten wir zeitnah noch Infos zu weiteren Änderungen am V12 Mercedes 190 E erhalten, gibt es natürlich ein Update für diesen Bericht.
(Foto/s: JMSpeedshop – johanmuter)
Die wichtigsten Eckdaten zusammengefasst:
- Basis: Mercedes 190 (Baujahr 1984)
- V12 Triebwerk aus dem Mercedes 600 SEL (W 140)
- aktuelle gemessene Leistung: 424 PS bei 5300 U/min und 585 Nm bei 4800 U/min
- optimierte Ansaugung
- neue Software
- Auspuffanlage: Eigenbau mit Magnaflow X-Pipe
- Lederausstattung 1987er 190 2.3 16V
- Straßenzulassung
- 1415 Kilo Leergewicht
- 100 bis 150 km/h in ca. 4 Sekunden
- 100 bis 200 km/h ca. 11 Sekunden
- Lenkgetriebe Mercedes W 210 (angepasst)
- Frontschürze 1989er Mercedes 190 E (angepasst)
- Fünfgang-Automatikgetriebe (722.6) vom Mercedes CL 600
- Kardantunnel geändert, um Platz zu schaffen
- BC-Gewindefahrwerk (passend für BMW E36) an 190 angepasst
- Radnaben Mercedes SL 500 (R 129)
- 18-Zoll-Felgen vom Mercedes S 600 (S-Klasse W 220)/CL 600 (S-Coupe C 215)
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