Ein Stück Automobilgeschichte, das fast in Vergessenheit geraten wäre, ist offiziell seit gestern zum Leben erweckt: der Auto Union Typ 52. Vor über 90 Jahren entworfen, hätte der Wagen das schnellste Auto seiner Zeit werden können.
Doch das Projekt wurde nie realisiert – bis jetzt. Denn Audi Tradition stellt eine detailgetreue Rekreation des einzigartigen Oldis beim Goodwood Festival of Speed vor.
Auto Union Typ 52 Concept
Der Traum eines straßentauglichen Formel-1-Wagens hat Ingenieure und Autofans seit Jahrzehnten fasziniert. Bereits in den 1930er-Jahren träumte Professor Ferdinand Porsche von einem Grand-Prix-Wagen für die Straße. Doch erst jetzt wird der Traum Wirklichkeit.
Die Ursprünge des Auto Union Typ 52 liegen in der Gründung der Auto Union im Jahr 1932. Der Zusammenschluss von Audi, DKW, Horch und Wanderer sollte das Unternehmen im Motorsport weltweit bekannt machen.
Als die AIACR, die damalige Weltmotorsportbehörde, die Regeln für die neue 750-kg-Grand-Prix-Formel veröffentlichte, beauftragte die <auto-union-ag-414958/“ data-wpil-monitor-id=“137″>Auto Union Professor Porsche mit der Entwicklung eines passenden Rennwagens.
Auto Union Typ A als Vorbild
Am 6. März 1934 schrieb Hans Stuck auf der Berliner Avus Rennstrecke Geschichte. Er stellte im Auto Union Typ A, der laut Porsche als Typ 22 bekannt ist, mehrere Weltrekorde auf.
Die Erfolge machten den Typ A zum Symbol der „Silberpfeile“-Ära. Anders als Mercedes setzten Porsche und die Auto Union aber auf eine Mittelmotorbauweise, die sich sowohl auf Rundstrecken als auch in den schwierigen Bergrennen bewährte.
Und hinter den Kulissen wurden damals längst Pläne für ein straßentaugliches Exemplar des Typ A geschmiedet. Der „Schnellsportwagen“, später als Typ 52 bezeichnet, sollte an Langstreckenrennen wie der Mille Miglia oder den 24-Stunden-Rennen in Le Mans und Spa-Francorchamps teilnehmen können. Doch 1935 wurde das Projekt gekillt, bevor ein Prototyp überhaupt gebaut werden konnte.
mit mächtigem 16-Zylinder-Motor
Der Typ 52 hätte mit einem 16-Zylinder-Motor, der hinter dem Fahrer verbaut war, und einer Leistung von 200 PS bei 3650 U/min überzeugen sollen. Das hätte ihm eine Höchstgeschwindigkeit von rund 200 km/h ermöglicht.
Die technischen Spezifikationen hätten den Typ 52, damals zum stärksten und schnellsten Sportwagen seiner Zeit gemacht. Audi Tradition nahm die Herausforderung an, das unglaubliche Auto endlich Wirklichkeit werden zu lassen.
Gemeinsam mit den britischen Restaurierungsspezialisten Crosthwaite & Gardiner setzten sie die alten Entwürfe von Ferdinand Porsche um. Ohne Bilder eines fertigen Fahrzeugs und mit nur wenigen erhaltenen Dokumenten war das aber eine extrem schwierige Aufgabe.
Jedes Bauteil wurde individuell angefertigt, um den Typ 52 so originalgetreu wie möglich zu rekonstruieren. Voriges Jahr war das Unikat dann endlich fertig, lackiert in Cellulose Silber und inspiriert vom Grand-Prix-Rennwagen.
unglaublich schöne Details
Die lange, tropfenförmige Silhouette des Typ 52 zeigt, wie modern die damaligen Erkenntnisse zur Aerodynamik bereits waren. Anders als die Rennwagen-Pendants liefert der Typ 52 mehr Alltagstauglichkeit, mit einem Dach, Scheinwerfern und Platz für Gepäck.
Öffnet man die hinteren „Selbstmördertüren“, findet man sogar Stauraum für zwei Ersatzreifen, allerdings keine zweite Sitzreihe. Das Cockpit überrascht dafür mit drei nebeneinander angeordneten Sitzen – eine Idee, die so ähnlich 60 Jahre später im McLaren F1 wieder auftauchte.
Und der Typ 52 unterscheidet sich in der Fahrwerksgeometrie auch vom Rennwagen Typ 22. Statt Querblattfedern und Reibungsstoßdämpfern hat er längs angeordnete Drehstabfedern mit hydraulischen Dämpfern. Der 110-Liter-Tank befindet sich unter den Sitzen, was dem Schwerpunkt des Wagens zugutekommt. Gebremst wird, wie beim Grand-Prix-Rennwagen, mit Trommelbremsen rundum.
satte 520 PS aus sechzehn Zylindern
Eine deutliche Abweichung von den Blaupausen haben Audi Tradition und Crosthwaite & Gardiner aber vorgenommen: Statt des eigentlich erdachten Motors entschieden sie sich für den 16-Zylinder aus dem Auto Union Typ C, der mit einem speziellen Methanol-Gemisch befeuert wird.
Mit brutalen 520 PS aus dem aufgeladenen Sechsliter-16-Zylinder ist der Typ 52 selbst nach heutigen Maßstäben richtig stark. Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck, Sohn von Hans Stuck, hat den Typ 52 bereits gefahren und beschreibt den Klang des Motors als „wie ein Orchester“.
Beim Goodwood Festival of Speed wird der Auto Union Typ 52 sein Publikumsdebüt feiern. Das unglaubliche Geschoss wird dabei wohl nicht nur die Herzen von Oldtimer-Fans höherschlagen lassen, sondern auch die breite Öffentlichkeit begeistern. Wir können es kaum erwarten, den Typ 52 in Aktion zu erleben, wenn er zum ersten Mal den berühmten Goodwood Hill hinaufbraust.
Der Auto Union Typ 52 ist in unseren Augen viel mehr als nur ein Auto. Er ist ein Stück wiederentdeckter Geschichte, ein Meisterwerk der Technik und ein Symbol für die Vision und den Mut der Ingenieure vergangener Zeiten. Mit der heftigen Leistung und dem einzigartigen Design wird er sicher einen bleibenden Eindruck hinterlassen und eine neue Generation von Autofans inspirieren.
Details zum Auto Union Typ 52 Concept:
- Präsentation: Goodwood Festival of Speed 2024
- Technische Basis: Auto Union Grand-Prix-Rennwagen
- Konzeptname: Schnellsportwagen, später Typ 52
- Nutzung: Langstreckenrennen, z.B. Mille Miglia, Spa-Francorchamps, Le Mans
Technische Spezifikationen des Auto Union Typ 52 (Planungsstand 1934)
- Motor: 16-Zylinder-Mittelmotor mit Kompressor
- Hubraum: 4.358 cm³
- Leistung: 200 PS (147 kW) bei 3.650 U/min
- Maximales Drehmoment: 4.450 cmkg (436 Nm) bei 2.250 U/min
- Höchstgeschwindigkeit: Konzeptionell ausgelegt auf 200 km/h
- Kraftstoff: Normalbenzin
- Fahrwerk: Längs angeordnete Drehstabfedern, hydraulische Dämpfer (Hinterachse)
- Bremssystem: Trommelbremsen an allen Rädern
- Tank: 110 Liter, unter den Sitzen positioniert
- Leergewicht: 1.300 kg
Technische Spezifikationen des Auto Union Typ 52 (Baujahr 2023)
- Motor: 16-Zylinder-Mittelmotor mit Kompressor
- Hubraum: 6.005 cm³ (analog Auto Union Typ C 1936)
- Leistung: 520 PS (382 kW) bei 4.500 U/min
- Höchstgeschwindigkeit: k.A.
- Kraftstoff: 50 % Methanol, 40 % Super Unleaded, 10 % Toluene
- Abmessungen (L/H/B): 5.390 / 1.780 / 1.660 mm
- Radstand: 3.315 mm
- Leergewicht: 1.450 kg
- Außenfarbe: Cellulose Silver
- Baujahr: 2023
- Gesamtstückzahl: Unikat
Besonderheiten und Änderungen
- Chassis: Leiterrahmen mit Mittelmotor
- Motor: Reduzierte Verdichtung für Nutzung von Normalbenzin (1934)
- Kompressor: Verringerte Übersetzung des Roots-Kompressors
- Design: Langgestreckte, aerodynamische Silhouette
- Alltagstauglichkeit: Dach, Scheinwerfer, Gepäckraum, Platz für doppelte Ersatzbereifung
- Cockpit: Drei Sitze, Fahrer in der Mitte, Beifahrersitze seitlich versetzt
- Bremssystem: Trommelbremsen rundum
- Fahrwerksgeometrie: Längs angeordnete Drehstabfedern, hydraulische Dämpfer (Hinterachse)
- Tankposition: Unter den Sitzen für bessere Gewichtsverteilung
- Abweichung vom Original: 16-Zylinder-Motor des Typ C, Methanol-Gemisch, keine Drosselung
- Gesamtgewicht: 1.750 kg voll beladen (2023)
- Radstandanpassung: Länger als ursprünglich geplant aufgrund technischer Notwendigkeiten
- Anpassungen: Radstandverlängerung, zeitgenössische Interpretation von Farben und Stoffen
- Lackierung: Cellulose Silver, inspiriert von Grand-Prix-Rennwagen