Freitag , 3. Mai 2024
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Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen: kleiner Praxisleitfaden!

Lesezeit 7 Min.

Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen: kleiner Praxisleitfaden!

In der Welt der modernen Fahrzeuge nehmen Fahrerassistenzsysteme (ADAS) einen immer wichtigeren Platz ein. Technologien, wie der Spurhalteassistent und der adaptive Tempomat, verbessern nicht nur den Komfort, sondern auch die Sicherheit beim Fahren. Aber um ihre volle Leistungsfähigkeit zu entfalten, müssen sie richtig kalibriert werden. Folgend ein einfacher, aber umfassender Leitfaden zum Thema Kalibrierung der Fahrerassistenzsysteme.

Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen

Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen: kleiner Praxisleitfaden!

  • Kalibrierung des Spurhalteassistenten: Das System verwendet Kameras und Sensoren, um die Fahrspuren zu erkennen und das Auto innerhalb dieser zu halten. Für eine effektive Kalibrierung muss das Fahrzeug auf einer ebenen Fläche stehen. Es ist wichtig, die Kameraposition und den Blickwinkel zu überprüfen. Die meisten Systeme benötigen eine Kalibrierungsdistanz von mindestens 10 Metern zur nächsten Wand oder einem anderen Objekt. Mit speziellen Diagnosetools wird dann die Zentrierung der Kamera und ihre Ausrichtung zur Fahrbahn überprüft.
  • Beim adaptiven Tempomat ist es entscheidend, die Sensoren, die die Entfernung zum vorausfahrenden Fahrzeug messen, korrekt einzustellen. Die Systeme nutzen häufig Radar- oder Lidar-Sensoren, die an der Front montiert sind. Die Kalibrierung beinhaltet die Kontrolle der Ausrichtung der Sensoren sowie die Gewährleistung, dass ihre Funktion nicht durch Blockierungen wie Verschmutzungen oder Beschädigungen beeinträchtigt ist.

Totwinkelassistent, Notbremsassistenz, Parkassistent

Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen: kleiner Praxisleitfaden!

Ein weiteres wichtiges System ist der Totwinkelassistent. Für seine Kalibrierung müssen die an den Seiten des Fahrzeugs angebrachten Sensoren genau ausgerichtet sein. Das beinhaltet das Überprüfen der Sensorposition und das Ausführen von Funktionstests, um sicherzustellen, dass das System andere Fahrzeuge korrekt erkennt. Die Notbremsassistenz stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Kalibrierung des Systems erfordert genaue Abmessungen und manchmal auch spezielle Kalibrierungstafeln, die vor dem Fahrzeug positioniert werden. Hier ist Präzision entscheidend, da die korrekte Funktion des Systems in Notfallsituationen lebensrettend sein kann. Einige Systeme, wie der Parkassistent, benötigen eine detailliertere Kalibrierung, da sie auf einer Kombination von Sensoren und Kameras basieren. Hier ist das Überprüfen der Kameraauflösung und Sensorreichweite von großer Bedeutung.

Kalibrierung Fahrerassistenzsysteme: Software-Updates

Bei all den Systemen ist es wichtig, stets die neuesten Software-Updates zu installieren. Die jeweiligen Hersteller veröffentlichen regelmäßig Updates, die nicht nur neue Funktionen mitbringen, sondern auch die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Systeme verbessern. Abschließend ist zu sagen, dass die Kalibrierung von ADAS kein einmaliges Ereignis ist. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen sind notwendig, um die optimale Leistung der Systeme zu gewährleisten. Mit der richtigen Ausrüstung und dem nötigen Know-how kann diese Aufgabe aber effizient und sicher durchgeführt werden, was letztlich zu einer sichereren Fahrt führt. Weiter unten gibt es zum Thema Kalibrierung der Fahrerassistenzsysteme noch ein paar konkrete Anleitungen.

Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen: kleiner Praxisleitfaden!

Kalibrierung der Kamera für Spurhalteassistent für VW, Audi, Seat, Skoda:

  • Wichtige Voraussetzungen
    – Zugang zum aktuellen Reparaturleitfaden des Fahrzeugherstellers
    – Verwendung der originalen Kalibriervorrichtung VAS6430 oder BOSCH DAS3000 (für andere Marken)
    – Ein Achsmessgerät mit VAG Freigabe
    – Der Original VAG Tester für die Kalibrierung
  • Wann ist die Kalibrierung notwendig?
    – Nach Erneuerung oder Aus-/Einbau der Kamera
    – Bei Erneuerung der Windschutzscheibe
    – Nach einer Unfallinstandsetzung
    – Bei Änderungen des Fahrzeugniveaus an Vorder- oder Hinterachse (z.B. Tieferlegung)
    – Nach Änderungen von Spur (Sturz) an der Achse hinten
    – Wenn das Steuergerät erneuert wurde
  • Kalibrierungsprozess
    – Überprüfen Sie die Kamera und Windschutzscheibe auf Beschädigungen oder Verschmutzungen.
    – Stellen Sie das Fahrzeug auf eine ebene Fläche und sorgen Sie für freie Umgebung.
    – Verwenden Sie die spezifizierte Kalibriervorrichtung (VAS6430 für VAG-Marken, BOSCH DAS3000 für andere).
    – Richten Sie das Achsmessgerät gemäß den Vorgaben des Herstellers aus.
    – Schließen Sie den VAG Tester an und folgen Sie den Anweisungen für die Kalibrierung.
    – Führen Sie die Kalibrierung durch und überprüfen Sie die Funktionalität der Kamera.
    – Testen Sie das System nach der Kalibrierung auf korrekte Funktionsweise.

Anleitung zur Kalibrierung des Radarsensors für ACC im VW-Konzern

  • Wichtige Voraussetzungen
    – Aktueller Reparaturleitfaden des Fahrzeugherstellers
    – Original Kalibriervorrichtung VAS6430
    – Achsmessgerät mit VAG Freigabe
    – Original VAG Tester für die Kalibrierung
  • Wann ist die Kalibrierung notwendig?
    – Nach Erneuerung oder Aus-/Einbau des Radarsensors (oft an der Stoßstange montiert).
    – Wenn der Schlossträger für Servicearbeiten in die Servicestellung gebracht wurde
    – Nach einer Unfallinstandsetzung
    – Bei Änderungen des Fahrzeugniveaus an Vorder- oder Hinterachse (z.B. Tieferlegung)
    – Nach Änderungen von Spur und/oder Sturz an der Hinterachse
    – Wenn das Steuergerät erneuert wurde
  • Kalibrierungsprozess
    – Überprüfen Sie den Radarsensor auf Beschädigungen oder Fehlausrichtungen.
    – Stellen Sie das Fahrzeug auf eine ebene Fläche und sichern Sie eine freie Umgebung.
    – Verwenden Sie die originale Kalibriervorrichtung VAS6430 und das Achsmessgerät gemäß VAG-Vorgaben.
    – Schließen Sie den original VAG Tester an und folgen Sie den Kalibrierungsanweisungen.
    – Führen Sie die Kalibrierung sorgfältig durch und beachten Sie dabei die spezifischen Anforderungen Ihres Fahrzeugs.
    – Testen Sie das ACC-System nach der Kalibrierung auf korrekte Funktionsweise.

Anleitung zur Kalibrierung des Regensensors

  • Wichtige Voraussetzungen
    – Zugriff auf den fahrzeugspezifischen Reparaturleitfaden
    – Diagnosetool, das mit dem Fahrzeug kompatibel ist
    – Saubere und unbeschädigte Windschutzscheibe im Bereich des Sensors
  • Wann ist die Kalibrierung notwendig?
    – Nach dem Austausch der Windschutzscheibe
    – Wenn der Sensor aus- oder eingebaut wurde
    – Nach Reparaturen im Bereich der Windschutzscheibe oder des Sensors
    – Bei auftretenden Funktionsstörungen des Sensors
  • Funktion des Regensensors
    – Automatische Aktivierung der Scheibenwischer bei Niederschlag.
    – Anpassung der Wischgeschwindigkeit basierend auf der Niederschlagsintensität.
    Sensor befindet sich typischerweise in der Nähe des Rückspiegels an der Windschutzscheibe.
  • Kalibrierungsprozess
    – Überprüfen Sie die Windschutzscheibe auf Sauberkeit und Beschädigungen im Sensorbereich.
    – Stellen Sie das Fahrzeug in einer gut beleuchteten Umgebung ab, um eine korrekte Sensorkalibrierung zu gewährleisten.
    – Verbinden Sie das Diagnosetool mit dem Fahrzeug und greifen Sie auf die Sensor-Kalibrierungsfunktion zu.
    – Führen Sie die Kalibrierung gemäß den Anweisungen im Reparaturleitfaden durch. Dies kann das Ausrichten des Sensors und das Einstellen der Empfindlichkeit beinhalten.
    – Testen Sie den Sensor nach der Kalibrierung, indem Sie künstlichen Niederschlag (z.B. mit einer Sprühflasche) erzeugen.

Anleitung zur Kalibrierung des Totwinkelassistenten:

  • Wichtige Voraussetzungen
    – Zugriff auf den spezifischen Reparaturleitfaden des Herstellers
    – Original Kalibriervorrichtung VAS6350, in Kombination mit VAS 6350/6
    – Original VAG Tester für die Kalibrierung
  • Wann ist die Kalibrierung notwendig?
    – Nach dem Austausch des Steuergeräts/Radarsensors für Spurwechselassistent -J769- oder -J770-
    – Bei Beschädigung der hinteren Stoßfängerabdeckung (z.B. Parkrempler)
    – Nach Demontage und Montage der hinteren Stoßfängerabdeckung
    – Wenn im Ereignisspeicher „keine oder falsche Grundeinstellung/Adaption“ verzeichnet ist
    – Bei bestimmten Modellen nach dem Lösen der Schrauben des Stoßfängers (oft bei Beilackierungen)
  • Kalibrierungsprozess
    – Überprüfen Sie den Bereich des Heckradars auf Beschädigungen und korrekte Montage.
    – Positionieren Sie das Fahrzeug korrekt gemäß den Vorgaben des Reparaturleitfadens.
    – Verwenden Sie die Kalibriervorrichtung VAS6350 in Verbindung mit VAS 6350/6.
    – Schließen Sie den VAG Tester an und folgen Sie den Kalibrierungsanweisungen.
    – Führen Sie die Kalibrierung sorgfältig durch und beachten Sie dabei die modellspezifischen Anforderungen.
    – Testen Sie das System nach der Kalibrierung auf korrekte Funktionsweise.

Kalibrierung, Fahrerassistenzsysteme – welche Systeme?

Die Kalibrierung von Sensoren in modernen Pkws ist ein entscheidender Schritt, um die volle Funktionsfähigkeit und Sicherheit der Systeme zu gewährleisten. Folgend eine grobe Liste von Sensoren im Fahrzeug, die häufig kalibriert werden müssen:

  1. Abstandsradar (Adaptive Cruise Control): Misst die Entfernung und Geschwindigkeit zu vorausfahrenden Fahrzeugen und muss präzise kalibriert werden, um den Abstand korrekt zu regulieren.
  2. Regensensor: Erkennt Niederschlag auf der Windschutzscheibe und aktiviert automatisch die Scheibenwischer. Eine korrekte Kalibrierung ist erforderlich, um die Empfindlichkeit und Reaktionszeit anzupassen.
  3. Spurhaltesensor (Lane Departure Warning): Erkennt Fahrbahnmarkierungen und warnt den Fahrer bei unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrspur. Die Kalibrierung stellt sicher, dass die Kamera- und Sensordaten korrekt interpretiert werden.
  4. Totwinkelassistent: Nutzt Sensoren an den Seiten des Fahrzeugs, um andere Fahrzeuge im toten Winkel zu erkennen. Eine genaue Kalibrierung ist notwendig, um Fehlalarme zu vermeiden.
  5. Einparkhilfesensoren (Park Distance Control): Die Ultraschallsensoren helfen beim Einparken, indem sie die Entfernung zu Hindernissen messen. Sie müssen regelmäßig kalibriert werden, um präzise Messungen zu gewährleisten.
  6. Kollisionsschutzsensor (Forward Collision Warning): Warnt den Fahrer vor drohenden Kollisionen. Die Kalibrierung der Sensoren ist entscheidend, um Fehlalarme zu vermeiden.
  7. Lichtsensor: Regelt die automatische Aktivierung der Scheinwerfer in Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen. Er muss kalibriert werden, um die Sensitivität richtig einzustellen.
  8. Kameras für 360-Grad-Sicht: Viele Fahrzeuge haben mehrere Kameras, die eine Rundumsicht ermöglichen. Die Kalibrierung ist notwendig, um eine nahtlose und genaue Darstellung des Umfelds zu gewährleisten.
  9. Reifendrucksensoren: Obwohl sie in der Regel weniger Kalibrierung benötigen, ist es wichtig, ihre Genauigkeit zu überprüfen, um eine korrekte Reifendrucküberwachung sicherzustellen.

Übersicht – Kalibrierung Fahrerassistenzsysteme:

Sensor Beschreibung Kalibrierungsprozess
Abstandsradar (Adaptive Cruise Control) Misst Entfernung und Geschwindigkeit zu vorausfahrenden Fahrzeugen Präzise Kalibrierung zur korrekten Abstandsregulierung
Regensensor Erkennt Niederschlag auf der Windschutzscheibe und aktiviert die Scheibenwischer Anpassung der Empfindlichkeit und Reaktionszeit
Spurhaltesensor (Lane Departure Warning) Erkennt Fahrbahnmarkierungen und warnt bei Spurverlassen Überprüfung der Kamera- und Sensordaten für korrekte Interpretation
Totwinkelassistent Erkennt Fahrzeuge im toten Winkel mittels seitlichen Sensoren Genauigkeit der Sensoren einstellen, um Fehlalarme zu vermeiden
Einparkhilfesensoren (Park Distance Control) Ultraschallsensoren zur Messung der Entfernung zu Hindernissen beim Einparken Regelmäßige Kalibrierung für präzise Messungen
Kollisionsschutzsensor (Forward Collision Warning) Warnt vor drohenden Kollisionen Kalibrierung zur Vermeidung falscher Warnungen
Lichtsensor Regelt automatische Fahrzeugbeleuchtung je nach Lichtverhältnissen Einstellung der Sensitivität
Kameras für 360-Grad-Sicht Mehrere Kameras für Rundumsicht des Fahrzeugs Kalibrierung für nahtlose und genaue Darstellung des Umfelds
Reifendrucksensoren Überwachung des Reifendrucks Überprüfung der Genauigkeit für korrekte Drucküberwachung

Der folgende Hinweis ist unverzichtbar: tuningblog empfiehlt aus Sicherheitsgründen, alle Reparatur, Inspektions – und Wartungsarbeiten ausschließlich in einer Fachwerkstatt durchführen zu lassen! Zwar sind unsere Informationen nach bestem Wissen und Gewissen zusammengefasst, jedoch können wir keinerlei Haftung für die Inhalte übernehmen. Alle Angaben sind deshalb „ohne Gewähr“.

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Thomas Wachsmuth - Seit 2013 ist er ein integraler Bestandteil von tuningblog.eu. Seine Leidenschaft für Autos ist so intensiv, dass er jeden verfügbaren Cent darin investiert. Während er von einem BMW E31 850CSI und einem Hennessey 6x6 Ford F-150 träumt, fährt er aktuell einen eher unauffälligen BMW 540i (G31/LCI). Seine Sammlung an Büchern, Heften und Prospekten zum Thema Autotuning hat mittlerweile solche Ausmaße erreicht, dass er selbst zu einem wandelnden Nachschlagewerk der Tuningszene geworden ist.  Mehr über Thomas

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