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Projekt 2016 – Tuning Custom-Racer Kawasaki Underdog!

Lesezeit 6 Min.

Projekt 2016 – Tuning Custom-Racer Kawasaki Underdog!

Das Projekt ist zwar nicht das Aktuellste, es stammt aus 2016, zeigen möchten wir es Euch dennoch. Zwei Räder, zwei Zylinder, maximal 1200 Kubikzentimeter. Das waren die Vorgaben für die beiden Essenza-Sprints, die bei Glemseck 101 (2. bis 4. September 2016) sowie auf der INTERMOT (4. bis 9. Oktober 2016) stattgefunden haben. Kawasaki Deutschland nahm natürlich teil. Die Sache hatte nur einen Haken: Im aktuellen Modellprogramm fand sich eigentlich kein passendes Basismotorrad. Oder doch? Die Idee klang zwar ungewöhnlich, aber genau dafür steht die grüne Marke ja schon seit Jahrzehnten. Kawasaki stellt sich der Herausforderung mit der Vulcan S: 649 cm3, 61 PS, fahrfertig 228 kg Gesamtgewicht. Nicht gerade ideale genetische Voraussetzungen für die beiden 1/8-Meilen-Sprints.

Custom-Racer Kawasaki Underdog!

Andi Seiler, Pressesprecher von Kawasaki Deutschland, sah damals trotzdem Chancen: „Natürlich wollen wir gerne die Großen mit unserem Racer ein bisschen ärgern. Immerhin ist die Vulcan S von Hause aus `long and low`, was das Vorderrad beim Beschleunigen am Boden hält und hilft, die Power auf die Straße zu bringen. Und eines ist sicher – wir werden für ausreichend Power sorgen.“ Diese Zuversicht hatte gute Gründe. Denn der Paralleltwin konnte bereits unter Beweis stellen, dass er richtig gute Tuning-Voraussetzungen bietet. Hier kommt Dieter Briese ins Spiel. Der Motorenpapst von Motorrad-Höly in Schriesheim kann bereits auf einige erfolgreiche Tuning-Projekte mit diesem Motor zurückblicken. Damals jüngstes Beispiel: Die ER-6 Radicale, ein wunderschönes Naked-Racebike mit mehr als 100 PS aus 649 Kubikzentimetern Hubraum. Dieter Briese zieht für ein umfassendes Doping auch beim neuen Projekt alle Register: komplett neues Ansaugsystem, Kopfüberarbeitung, neue Pleuel und neue Kurbelwelle, Verzicht auf eine Lichtmaschine.

Projekt 2016 – Tuning Custom-Racer Kawasaki Underdog!

Diese Maßnahmen und die Feinabstimmung bringen schon gut 100 PS. Und den letzten Kick besorgt dann eine Lachgaseinspritzung, die kurzzeitig nochmal 80 % mehr Leistung draufsetzt“, erklärte Dieter Briese seinen Schlachtplan. Vielleicht ist Hubraum also doch zu ersetzen? Doch nicht allein auf ein aufwendiges Motortuning verlässt sich Kawasaki. Auch das Fahrwerk sollte auf die scheinbar übermächtige Konkurrenz vorbereitet sein. Dafür hatte sich Kawasaki einen anderen gestandenen Profi der Tuningszene ins Boot geholt. Kawasaki-Händler und Firmenchef von Warm-Up in Aalen, Tommy Holzner, hatte schon mit vielen außergewöhnlichen Custombikes für weltweites Aufsehen gesorgt.

Projekt 2016 – Tuning Custom-Racer Kawasaki Underdog!

Für mich ist wichtig, dass das Bike nicht nur gut aussieht, sondern auch die Leistung auf die Straße bringt. Dafür haben wir schon eine Menge guter Ideen und arbeiten mit modernster Technik“, meinte damals Tommy Holzner selbstbewusst. Wo früher beim Modellieren noch mit Ton gearbeitet wurde, hat heute die 3D-Technik Einzug gehalten. Die Original-Proportionen des Motorrads werden zunächst mit einem speziellen Handscanner in ein CAD-Programm übertragen. Danach wird die Silhouette am Computer modelliert, und schließlich plottet ein 3D-Drucker viele Spezialteile einfach aus. Bei anderen Komponenten verlässt sich Tommy Holzner auf praktische Erfahrung und technisches Know-how. So werden beispielsweise eine Öhlins-Upside-down-Gabel mit speziellen Gabelbrücken und eine Schwinge aus einer Z1000 zum Einsatz kommen. Selbstverständlich hatte Tommy Holzner dem Fahrwerk auch eine strenge Diät verordnet. Der Racer wurde durchtrainiert um ohne ein Gramm zu viel an den Start rollen, da waren sich alle Projektbeteiligten sicher.

Projekt 2016 – Tuning Custom-Racer Kawasaki Underdog!

Dementsprechend war auch Martin Driehaus, Marketingleiter von Kawasaki Deutschland, zuversichtlich: „Selbstverständlich wissen wir, dass andere Marken bessere Startvoraussetzungen haben. Daher heißt unser Bike auch ganz bescheiden `The Underdog`. Und wir fühlen uns in der Rolle des Herausforderers ganz wohl.

Und wie lief des dann 2016?

Die Erfolgsgeschichte des Underdogs von Kawasaki beim ESSENZA-Wettbewerb ging auch damals bei der INTERMOT 2016 weiter. Zwar konnte Pilotin Francesca Gasperi den hervorragenden zweiten Platz des Glemseck-Rennens nicht wiederholen, aber die Publikums- und Experten-Preise für den Custom-Umbau entschädigten das Team für die harte Arbeit. Das Kawasaki-Team, bestehend aus Pilotin Francesca Gasperi, Tommy Holzner (Warm up, Aalen), Dieter Briese (Höly, Schriesheim) und Kawasaki-Pressesprecher Andi Seiler, rechneten sich auch in Köln gute Chancen auf einen Podiumsplatz aus. Schließlich hatte der Underdog dieses Mal eine Lachgas-Unterstützung an Bord, die am Glemseck noch nicht zur Verfügung stand. Aber es kam anders.

Projekt 2016 – Tuning Custom-Racer Kawasaki Underdog!

Zunächst musste der Rennmodus auf dem Kölner Messegelände aus Sicherheitsgründen geändert werden. Aus dem Duell-Rennen über die 1/8-Meile wurde in Köln ein reiner Sprint. Jeder fuhr die abgesteckte Strecke zweimal. Die Addition der beiden Zeiten ergab das Ranking. Eigentlich perfekt für den Underdog, der durch das Lachgas-Plus ein optimales Leistungsgewicht auf die Räder brachte. Der Trainingslauf verlief absolut reibungslos. Doch kurz vor dem Start zum ersten Wertungslauf der Schreckmoment: Aufgrund einer Fehlzündung wurde die Einspritzbrücke mit einem lauten Knall von den Ansaugstutzen gesprengt. Das Aus? Nicht für das Underdog-Team.

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Mit vereinten Kräften demontierte man auf dem Eventgelände Tank und Sitzbank, befestigte das lose Bauteil wieder und rollte gerade noch rechtzeitig an den Start zurück. Allerdings brachte der Zwischenfall Francesca aus ihrem Rhythmus und störte sie in ihrer Konzentration. Verständlich, denn sie hörte jetzt automatisch bei jedem Schaltvorgang in den Motor hinein und musste gleichzeitig noch die Lachgaszufuhr punktgenau per Handschalter dirigieren. Zwei nicht ganz optimale Läufe und am Ende nur Platz elf waren das Ergebnis.

Die Stimmung beim Team war dementsprechend. Der Rennsport war auch hier wieder gnadenlos. Mit gemischten Gefühlen ging es dann am Abend zur Abschlussveranstaltung und Preisverleihung in Halle 10. Zusätzlich zu den Rennen sollten das Publikum und eine Expertenjury die ESSENZA-Bikes bewerten. Und bei beiden Votings zeigte sich wieder, dass der Underdog ein Siegerbike ist. Beim Publikumsvoting kam das Motorrad auf den 2. Platz, und die Expertenjury setzte den Vulcan-S-Umbau auf Rang 3 im hochkarätig besetzten Teilnehmerfeld.

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Ein grandioses Ergebnis für Tommy Holzner, der sich durch sein aufregendes Cafe-Racer-Design viele Stimmen des Publikums sicherte. Und für Dieter Briese, der sich durch sein technisches Know-how den Respekt der Expertenjury erwarb. Zusammen mit dem zweiten Platz, den Francesca beim Glemseck 101 herausfahren konnte, wurde aus dem Underdog-Projekt für alle Beteiligten und Fans eine echte Erfolgstory. Trotzdem bleibt der Anspruch, es beim nächsten Mal noch besser zu machen.

Kawasaki-Pressesprecher Andi Seiler meinte abschließend: „Zahlreiche Fachleute haben uns viel Glück gewünscht, als sie von unserem Vorhaben erfahren haben. Und das war sicher ernst gemeint, ohne uns allerdings größeren Erfolg zuzutrauen. Aber wir haben bewiesen, was Können und Teamgeist möglich machen. Danke an alle Beteiligten und die vielen, vielen Kawasaki-Fans, die uns am Glemseck, in Köln und online unterstützt haben.

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Foto/s: Kawasaki

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Das war’s natürlich längst noch nicht gewesen. Unser Tuning-Magazin hat noch unzählige weitere Tuning-Berichte auf Lager. Und auch mit dem Thema Motorrad und Motorrad-Tuning setzen wir uns regelmäßig auseinander. Wollt ihr alle Beiträge rund um das Thema Motorrad und Motorrad-Tuning sehen? Klickt einfach HIER und schaut euch um. Oder reicht schon ein kleiner Auszug? Dann schaut doch mal in die folgenden 3 Beiträge rein.

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Über Thomas Wachsmuth

Thomas Wachsmuth - Seit 2013 ist er ein integraler Bestandteil von tuningblog.eu. Seine Leidenschaft für Autos ist so intensiv, dass er jeden verfügbaren Cent darin investiert. Während er von einem BMW E31 850CSI und einem Hennessey 6x6 Ford F-150 träumt, fährt er aktuell einen eher unauffälligen BMW 540i (G31/LCI). Seine Sammlung an Büchern, Heften und Prospekten zum Thema Autotuning hat mittlerweile solche Ausmaße erreicht, dass er selbst zu einem wandelnden Nachschlagewerk der Tuningszene geworden ist.  Mehr über Thomas

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