Donnerstag , 25. April 2024
Menu

Ein Paradies für Tuner – gibt es das?

Lesezeit 5 Min.

Ein Paradies für Tuner – gibt es das?

Dass wir alle auf der Suche nach dem Paradies sind, erkennen wir schon daran, dass es so oft besungen wird. Doch sowohl Schlagersänger als auch Abenteurer suchen immer noch vergeblich. Dies gilt leider auch für Tuner. Das Land, in dem Du alles mit Deinem Auto anstellen darfst, gibt es nicht. Zwar gelten die USA als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, doch auch dort gilt: Es ist nicht alles erlaubt, was beim Tuning gefällt. Es hat zwar den Anschein, als ob in den Vereinigten Staaten im Hinblick auf Tuning deutlich mehr erlaubt ist als in Deutschland, doch dort trägt man auch die volle rechtliche Verantwortung mit allen dazugehörigen Konsequenzen. Wenn das Gericht beweisen kann, dass ein Unfall mit Personenschaden glimpflicher ausgegangen wäre, wenn der Verursacher das Fahrzeug nicht umgerüstet hätte, dann drohen besonders harte Strafen. Zudem müssen Tuner stets mit behördlicher Willkür rechnen. Allerdings gibt es keine Regelungen für das Tuning und Gutachten jeglicher Art werden auch nicht erstellt. Anders als in Deutschland obliegt die Deutungshoheit betreffend der Verkehrssicherheit eines Fahrzeugs allein der Polizei und dem Gericht.

Und wie sieht es in Europa aus?

Finden Tuner bei unseren Nachbarn das Schrauber-Schlaraffenland? Die Antwort lautet nein, nicht wirklich. Vielfach sind die Regelungen für das Tuning dort sogar noch strenger als in Deutschland. Grund dafür ist die fehlende einheitliche Rechtsgrundlage für Umrüstungen von Fahrzeugen, die am Straßenverkehr teilnehmen. Viele Teile wie spezielle Felgen, Fahrwerke und Spoiler gehören zu den sogenannten nicht harmonisierten Bauteilen.

Ein Paradies für Tuner – gibt es das?
Foto: Polizei Dortmund

Da es für diese Teile in der EU keine einheitlichen Prüfgrundlagen gibt, fehlen auch einheitliche Zulassungsbedingungen. Für manche Bauteile haben sich die EU-Mitgliedsstaaten aber auf gemeinsame Prüfgrundlagen geeinigt. Stichwort: „harmonisierte Teile„. Hierzu gehören Sportauspuffanlagen, die im Behörden-Jargon Austausch-Schalldämpfer genannt werden, oder Identräder. Andere harmonisierten Zubehörteile unterliegen einer verschärften Regelung, die sich Bauartgenehmigungspflicht nennt. Das bedeutet, dass diese Komponenten der Vorschrift entsprechend genehmigt sein müssen. Ist dies nicht der Fall, ist schon der Verkauf untersagt. Für nicht harmonisierte Teile – das ist leider ein Großteil – gelten die nationalen Regelungen in den einzelnen EU-Staaten. Jedes Land kann also mehr oder weniger machen, was es will!

Kauf erlaubt, Nutzung verboten – Verwirrung in der Tuning-Szene

Der Verkauf von Bauteilen für Fahrzeuge funktioniert zwischen den EU-Ländern ohne große Probleme. Es gibt kaum Verstöße gegen den freien grenzüberschreitenden Warenverkauf. Allerdings sind die Inbetriebnahme oder Nutzung von Zubehörteilen durch nationale Regelungen drastisch eingeschränkt oder sogar verboten. In Frankreich und Italien ist für die Verwendung von Aftermarket-Teilen eine Erlaubnis durch den Fahrzeughersteller oder autorisierte Importeure nötig. Doch darauf können Tuner lange warten, denn die Hersteller genießen den gesetzlich verordneten Wettbewerbsvorteil gegenüber den Drittanbietern. In anderen Ländern benötigt man für die Duldung von nicht markenbezogenen Bauteilen ein Teilegutachten oder eine ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis). Auf eine Rechtsgrundlage können sich Käufer allerdings nicht berufen. Nur in Österreich und der Schweiz sind Zulassung und Nutzung nicht harmonisierter Bauteile gesetzlich geregelt.

Ein Paradies für Tuner – gibt es das?

Tuner im europäischen Ausland fahren also oftmals mit unzulässigen Autos durch die Gegend. Sie verstoßen entweder gegen nationales Recht oder es gibt keine bestehende Rechtsgrundlage für die Nutzung, wodurch sie ein hohes Risiko tragen. Die Nutzung harmonisierter Zubehörteile hingegen ist europäisch geregelt, weshalb es hier keine Probleme gibt. Leider gibt es aktuell noch immer nur sehr wenige harmonisierte Teile und es besteht im Moment auch nicht die Aussicht, dass es bald weitere Harmonisierungen im größeren Umfang seitens der EU geben wird. Ein Grund dürfte die mächtige Lobby der Fahrzeughersteller sein. Die uneinheitlichen und dadurch unübersichtlichen Strukturen für Zubehörprodukte sind für die Hersteller ein Vorteil, denn so können sie ihre eigenen Komponenten besser vertreiben.

Sicherheit durch deutsche Regelungen

Durch die deutschen Regelungen haben Schrauber viel Raum für Kreativität und Individualität am Fahrzeug. Einer etwaigen behördlicher Willkür kann hierzulande mit einem Gutachten oder einer Änderungsabnahme entgegengewirkt werden. Kann dagegen ein Polizist in den USA einen Tuner „nicht leiden“ und hat diesen „auf dem Kicker„, dann gibt es kaum Möglichkeiten dagegen anzugehen. Bei uns ist das anders! Zudem besitzt ein legal getuntes Fahrzeug hierzulande auch den vollen Versicherungsschutz. Viele Tuner im Ausland beneiden uns um diesen Luxus. Und den meisten reichen die legalen Möglichkeiten in Deutschland auch aus, einige wenige greifen aber gern auf illegales Tuning zurück und bringen damit die Szene in Verruf. Ist Deutschland also das Schrauber-Paradies? Diese Frage muss jede für sich beantworten. Fakt ist, dass wir mit Blick auf die Einschränkungen im Ausland zufrieden sein können. Auch wenn es auf den ersten Blick manchmal anders aussieht.

Das war es natürlich längst noch nicht gewesen.

tuningblog.eu hat noch jede Menge anderer Artikel rund um das Thema Auto & Tuning auf Lager. Wollt Ihr sie alle sehen? Klickt einfach HIER und schaut Euch um. Aber auch geplante Gesetzesänderungen, Verstöße im Straßenverkehr, aktuelle Regelungen im Bereich der STVO oder zum Thema Prüfstellen möchten wir Euch regelmäßig informieren. Alles dazu findet Ihr in der Kategorie Prüfstellen, Gesetze, Vergehen, Infos„. Folgend ein Auszug der letzten Infos dazu:

Info: Welche Zusatzbeleuchtung ist am Auto erlaubt?

Ein Paradies für Tuner – gibt es das?

Das Erlöschen der Betriebserlaubnis für Fahrzeuge!

Ein Paradies für Tuner – gibt es das?

Sportauspuff, Soundgenerator, Klappenauspuff: das sagt das Gesetz!

Ein Paradies für Tuner – gibt es das?

„tuningblog.eu“ – zum Thema Autotuning und Auto-Styling halten wir Euch mit unserem Tuning-Magazin immer auf dem Laufenden und präsentieren Euch täglich die aktuellsten getunten Fahrzeuge aus aller Welt. Am besten Ihr abonniert unseren Feed und werdet so automatisch informiert, sobald es zu diesem Beitrag etwas Neues gibt, und natürlich auch zu allen anderen Beiträgen.

Über Thomas Wachsmuth

Thomas Wachsmuth - Seit 2013 ist er ein integraler Bestandteil von tuningblog.eu. Seine Leidenschaft für Autos ist so intensiv, dass er jeden verfügbaren Cent darin investiert. Während er von einem BMW E31 850CSI und einem Hennessey 6x6 Ford F-150 träumt, fährt er aktuell einen eher unauffälligen BMW 540i (G31/LCI). Seine Sammlung an Büchern, Heften und Prospekten zum Thema Autotuning hat mittlerweile solche Ausmaße erreicht, dass er selbst zu einem wandelnden Nachschlagewerk der Tuningszene geworden ist.  Mehr über Thomas

ein Kommentar

  1. Aufgrund der Gesetzeslage gibt es sehr wohl viel behördenwillkür. Aktuelles Beispiel ist der Fall aus Dresden. Wo einem speziellen Polizisten jegliche Gutachten und auch ein 4min Alter TÜV Bericht egal war und das Auto wegen angebliche illegalem Tuning durch ein bei einem befreundeten und ebenfalls nachweislich Tuner hassenden Dekraprüfer, stillgelegt wurde.
    Und das ist kein Einzelfall sondern Alltag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert