Die Aerodynamik spielt eine entscheidende Rolle bei der Leistung und Effizienz von Fahrzeugen und beim Tuner ist sie auch ein wichtiger optischer Aspekt. Doch was, wenn es für das eigene Fahrzeug nicht die gewünschten Komponenten gibt? Kann man sich einfach individuelle Bauteile selbst anfertigen lassen und verbauen? Zumindest hier in Deutschland geht das so einfach nicht! Individuell angefertigte Aerodynamikteile wie Canards, Sidewings, Flaps und Frontspoiler sind nicht nur für Rennsportbegeisterte interessant, sondern können auch die allgemeine Performance des Fahrzeugs verbessern. In diesem Artikel werden wir die Möglichkeiten zur Anfertigung und Nutzung solcher Teile in Deutschland und deren Legalität im Straßenverkehr erläutern.
Möglichkeiten der Maßanfertigung
- Individuelle Konstruktion und Fertigung: Für maßgeschneiderte Aerodynamikteile können Sie sich an spezialisierte Unternehmen wie Prior-Design, JMS Fahrzeugteile oder Maxton Design wenden, die teils individuelle Lösungen für Ihr Fahrzeug entwickeln und eigene Komponenten herstellen. Dabei berücksichtigen sie die spezifischen Anforderungen des Fahrzeugs und natürlich die geltenden gesetzlichen Bestimmungen.
- 3D-Druck: Der 3D-Druck ermöglicht es, individuelle Aerodynamikteile nach eigenem Wunsch und Anforderungen zu erstellen. Die CAD-Modelle können von Ingenieuren entwickelt oder mithilfe von 3D-Scans von existierenden Teilen erstellt werden. Anschließend werden die Teile in einem geeigneten Material, wie Kunststoff, Carbon oder Metall, gedruckt. Viel eigenes Wissen und ein teures Equipment sind in diesem Fall aber unerlässlich.
- Retrofitting: Eine weitere Möglichkeit besteht darin, vorhandene Aerodynamikteile von Drittanbietern zu erwerben und an das Fahrzeug anzupassen. In diesem Fall müssen Sie aber darauf achten, dass die Teile mit der Fahrzeugform (der Anbauposition) halbwegs kompatibel sind und durch die eigenen Anpassungen auch bleiben.
Legalität und Zulassung in Deutschland
Um eigene Aerodynamikteile in Deutschland legal nutzen zu dürfen, müssen sie den Anforderungen der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) entsprechen. Hier sind einige wichtige Punkte, die Sie beachten müssen:
- Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE): Aerodynamikteile für das Fahrzeug müssen über eine Allgemeine Betriebserlaubnis verfügen oder zumindest ein Teilegutachten mitbringen. Die Unterlagen bestätigen, dass das Bauteil den deutschen / europäischen Vorschriften entspricht und für den Straßenverkehr zugelassen ist.
- Material und Bauweise: Die verwendeten Materialien und die Bauweise der Aerodynamikteile müssen den gängigen Sicherheitsstandards im Hinblick auf das Splitterverhalten etc. entsprechen. Das betrifft auch die Festigkeit, die Haltbarkeit und die mögliche Auswirkung auf andere Verkehrsteilnehmer im Falle eines Unfalls.
- TÜV-Abnahme: Nachdem die Aerodynamikteile am Fahrzeug montiert wurden, müssen sie vom TÜV oder einer ähnlichen Prüforganisation abgenommen werden. Dabei wird geprüft, ob die Teile ordnungsgemäß installiert wurden und den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
die Kosten für ein Teilegutachten
Die Kosten für ein solches Gutachten liegen in der Regel im Bereich von mehreren tausend Euro und zudem ist der Aufwand hoch. Die genauen Kosten hängen stets von Faktoren wie der Komplexität des Teils, dem Umfang der Prüfung und dem erforderlichen Aufwand für die Erstellung des Gutachtens ab. Wir möchten uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und deshalb an dieser Stelle keinen konkreten Preis nennen. Für den Laien ist es aber im Normalfall völlig unverhältnismäßig und oftmals auch überhaupt nicht möglich. Für ein Unternehmen besteht dagegen die Möglichkeit, die entsprechenden Prüfberichte, Laborberichte oder Teilegutachten erstellen zu lassen. Man sollte aber mit ca. 180 € netto pro angefangener Stunde rechnen.
Zulassung von neuen Aerodynamikbauteilen
Es gibt Unternehmen, die können dabei helfen, eine solche Sonderzulassung für das neue Bauteil zu erhalten. Vorab prüfen diese Unternehmen zunächst, ob die neuen Aerodynamikkomponenten grundsätzlich zulassungsfähig sind. Dazu gehört beispielsweise, dass sie fachgerecht montiert und befestigt wurden. Wenn es sich um Aerodynamikteile handelt, die ein Gutachten nach §19.3 benötigen, muss die Kennzeichnung auch nach dem Lackieren noch sichtbar sein.
Fazit
- Maßgeschneiderte Aerodynamikteile können die Leistung, die Effizienz und die Optik des Fahrzeugs verbessern. In Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten, solche Teile anfertigen zu lassen, wie individuelle Konstruktion und Fertigung, 3D-Druck oder Retrofitting. Um die Teile legal im Straßenverkehr nutzen zu können, müssen sie aber den Anforderungen der StVZO entsprechen und über eine Allgemeine Betriebserlaubnis oder ein Teilegutachten verfügen.
- Sind die Unterlagen erstellen, dann muss nach der Montage eine Abnahme durch den TÜV oder eine ähnliche Prüforganisation erforderlich. Mit einer sorgfältigen Planung und Beachtung der gesetzlichen Vorgaben steht dem Einsatz von maßgeschneiderten Aerodynamikteilen – den oben genannten Auflagen vorausgesetzt – nichts im Wege.
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