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Kleinserienhersteller: so geht die Kleinserienproduktion von Autos!

Lesezeit 5 Min.

Kleinserienhersteller: so geht die Kleinserienproduktion von Autos!

Die Autoindustrie ist bekannt für ihre Vielfalt und Innovation, wobei ein besonderes Segment die Kleinserienhersteller umfasst. Marken wie Alpina, Bitter, 9ff oder AC Cars haben sich in dem Bereich einen Namen gemacht. Doch was genau sind die Voraussetzungen, um als Kleinserienhersteller zu agieren, und warum genießen die Unternehmen oft besondere Privilegien? Zunächst ist es wichtig, den Begriff der Kleinserie zu definieren. Im Automobilbereich spricht man von einer Kleinserie, wenn die Produktionszahl eines bestimmten Fahrzeugs eine festgelegte Grenze nicht überschreitet. Diese Grenze variiert je nach Land und den dort geltenden Gesetzen, liegt jedoch meist im Bereich von wenigen Hundert bis zu einigen Tausend Stück pro Jahr.

alles zum Kleinserienhersteller

Kleinserienhersteller: so geht die Kleinserienproduktion von Autos!

Um als Kleinserienhersteller zu gelten und die entsprechende Produktionserlaubnis zu erhalten, müssen Unternehmen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört zunächst die Einhaltung von Sicherheits- und Umweltstandards, die jedoch oft weniger streng sind als bei Großserienherstellern. Das liegt daran, dass Kleinserienhersteller aufgrund ihrer geringeren Produktionsvolumen nicht denselben ökonomischen und technischen Möglichkeiten unterliegen. Ein weiterer Aspekt ist die Zulassung der Fahrzeuge. Kleinserienhersteller müssen ihre Modelle einer Typgenehmigung unterziehen, die bescheinigt, dass das Fahrzeug den geltenden Normen entspricht. Der Prozess ist aber oft weniger umfangreich als bei Massenherstellern, da die Fahrzeuge oft auf bereits genehmigten Plattformen anderer Hersteller basieren.

Die Produktion selbst stellt ebenfalls eine Herausforderung dar. Kleinserienhersteller benötigen ein spezialisiertes Know-how und oft spezielle Produktionsanlagen (Werkzeuge), um die Fahrzeuge herzustellen. Das ist einer der Gründe, warum solche Unternehmen häufig in Nischenmärkten agieren und sich auf High-End- oder Spezialfahrzeuge konzentrieren. Ein interessanter Aspekt der Kleinserienherstellung ist die Möglichkeit, bestimmte regulatorische Ausnahmen zu nutzen. So dürfen die Hersteller etwa lautere Auspuffanlagen verbauen oder auf bestimmte, für Massenhersteller verpflichtende Technologien verzichten. Der Grund hierfür liegt in der Annahme, dass Kleinserienfahrzeuge einen geringeren Gesamteinfluss auf die Umwelt haben, da sie in viel geringeren Stückzahlen produziert und genutzt werden.

Kleinserienhersteller sind individueller!

Kleinserienhersteller: so geht die Kleinserienproduktion von Autos!

Die Privilegien eröffnen Kleinserienherstellern die Möglichkeit, Fahrzeuge mit besonderen Eigenschaften zu bauen, die sich von der Masse abheben. Das kann sich auf Leistungsmerkmale, Design, Ausstattungen oder spezielle technische Lösungen beziehen. Solche Fahrzeuge sprechen oft eine spezifische Zielgruppe an, die Wert auf Individualität und Exklusivität legt. Ein wichtiger Faktor für Kleinserienhersteller ist zudem die Markenbildung. Die Unternehmen positionieren sich oft als exklusive, hochwertige Anbieter und nutzen ihre Flexibilität, um schnell auf Markttrends und Kundenwünsche zu reagieren. Das erfordert ein Verständnis für den Markt und die Fähigkeit, Produkte zu erschaffen, die sowohl technisch innovativ als auch emotional ansprechend sind.

In der Regel ist alles teurer!

Finanziell gesehen ist der Einstieg in die Kleinserienproduktion eine Herausforderung. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung, Produktionstechnologien und die Zulassung der Fahrzeuge sind heftig. Kleinserienhersteller müssen daher oft auf eine Kombination aus Eigenkapital, Fördermitteln und möglicherweise auch Partnerschaften mit größeren Herstellern zurückgreifen. Schließlich spielen auch Kundenbeziehungen und After-Sales-Service eine Rolle. Kleinserienhersteller haben oft einen besonders persönlichen Kundenservice und individuelle Anpassungsmöglichkeiten. Das erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Kunden sowie ein umfassendes Service- und Wartungsnetzwerk.

Kleinserienhersteller: so geht die Kleinserienproduktion von Autos!

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Kleinserienproduktion im Automobilbereich ein komplexes und anspruchsvolles Unterfangen ist. Es erfordert nicht nur technisches Know-how und finanzielle Ressourcen, sondern auch ein tiefes Verständnis für den Markt und die Bedürfnisse der Kunden. Für Autofans und Liebhaber von Nischenfahrzeugen sind Kleinserienhersteller jedoch mit den einzigartigen und oft maßgeschneiderten Fahrzeugen, die sich deutlich von der Massenproduktion abheben, ein Muss.

Kleinserienhersteller: so geht die Kleinserienproduktion von Autos!

Deutsche Kleinserienhersteller von Sportwagen wie Wiesmann, Artega, Gumpert, und Melkus hatten mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Wiesmann stellte exklusive Roadster her, musste aber 2013 Insolvenz anmelden. Artega versuchte, einen Porsche-Konkurrenten zu etablieren, meldete jedoch 2012 Insolvenz an. Gumpert, bekannt für leistungsstarke Sportwagen wie den Apollo, hatte ebenfalls finanzielle Probleme und stellte 2012 Insolvenz. Melkus versuchte, eine DDR-Legende wiederzubeleben, musste aber 2012 Insolvenz anmelden. Einige Hersteller, wie Roding Automobile, konnten sich jedoch behaupten.

Übersicht: Kleinserienhersteller & Spezialfahrzeuge

  • Aaglander
    • Standort: Pottenstein, Oberfranken
    • Produkte: Moderne Kutschen
    • Modelle:
      • Duc: Offene Kutsche, zwei Sitzplätze, Verdeck
      • Mylord: Vier Sitzplätze
    • Motor: Dreizylinder-Dieselmotor, 900 cm³, 20,4 PS
    • Besonderheit: Eisenbeschlagene Holzspeichenräder, Scheibenbremsen, Lenkstock wie Zügel
  • 9ff
  • AC Cars
  • Alpina
  • Artega
    • Standort: Delbrück, Ostwestfalen
    • Modelle: Artega GT etc.
    • Karosserie: Kohlefaserverstärkter Verbundwerkstoff
    • Struktur: Aluminium-Spaceframe
    • Gewicht: 1.100 kg
    • Motor: 300 PS, 3,6-Liter-Sechszylinder, Direkteinspritzung
    • Leistung: Über 270 km/h
  • Bitter
    • Gründer: Erich Bitter
    • Spezialisierung: Luxus-Tuning
    • Modell: Insignia by Bitter, Holden Statesman usw.
    • Merkmale: Geänderte Front, Leder-Luxus-Innenraum
    • Motor: 260 PS, Insignia 2.8 V6 Turbo Sport 4×4
  • Carlsson
    • Ursprung: Mercedes-Tuner
    • Projekte: C25
    • Motor: 6 Liter V12-Bi-Turbo von Mercedes
    • Leistung: 753 PS, begrenzt auf 1.150 Newtonmeter
    • Beschleunigung: 0-100 km/h in 3,7 Sekunden
    • Max. Geschwindigkeit: 352 km/h
  • Cargofun
    • Standort: Ludwigslust
    • Angebot: Umbau VW New Beetle zum Pick-up
    • Ladefläche: 1,30 x 1,45 Meter
  • CityEL
    • Vertrieb: Seit 1991 durch Smiles AG, Aub, Franken
    • Produkt: Dreirädriger Elektro-Einsitzer
    • Marktstart: 1987
    • Geschwindigkeit: Maximal 63 km/h
  • Hotzenblitz
    • Typ: Zweisitziges Elektroauto
    • Leistung: 16 PS
    • Vorstellung: 1993
    • Besonderheit: Lithium-Ionen-Akkus, bis zu 120 km/h
  • Irmscher
    • Bekannt für: Opel-Tuning
    • Eigenes Modell: Irmscher 7 Turbo
    • Inspiration: Lotus Super Seven von 1957
    • Motorvarianten: 210, 240, 265 PS
    • Basis: Zweiliter-Opel-Maschine, Fünfgang-Schaltgetriebe
  • Jetcar
    • Besonderheit: Extrem stromlinienförmig
    • Motor: 800 cm³ Diesel, 41 PS
    • Geschwindigkeit: Maximal 160 km/h
    • Verbrauch: 2,5 Liter
    • Preis: Ab 48.000 EUR
  • Melkus
    • Comeback: DDR-Legende
    • Modell: Melkus RS 2000
    • Basis: Lotus Exige Technologie
    • Motor: Zweiliter-Toyota-Motor, 270 PS (Kompressor)
    • Limitierung: 25 Exemplare pro Jahr
    • Preis: Mindestens 107.500 EUR
  • Ruf
    • Status: Eigenständiger Autohersteller seit 1981
    • Spezialität: Porsche-Veredelung
    • Highlights: CTR 3, RUF R Spyder, RUF CTR3 Evo usw.
    • Bauweise: Stahlblech, Aluminium, Gitterrohrrahmen, Karbonaußenhaut
    • Leistung: +700 PS, bis zu 375 km/h
  • Veritas
    • Modell: Veritas RS III
    • Leistung: 507 PS
    • Geschwindigkeit: 347 km/h
    • Beschleunigung: 0-100 km/h in unter 3,2 Sekunden
  • Wiesmann
  • Yes (Young Engineers Sportscar)
    • Standort: Größenhain, Sachsen
    • Produkt: Leichtgewichtiger Roadster
    • Motorisierung: VW-Motoren
    • Produktion: Bis 2009, danach Insolvenz der Herstellerfirma

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Über Thomas Wachsmuth

Thomas Wachsmuth - Seit 2013 ist er ein integraler Bestandteil von tuningblog.eu. Seine Leidenschaft für Autos ist so intensiv, dass er jeden verfügbaren Cent darin investiert. Während er von einem BMW E31 850CSI und einem Hennessey 6x6 Ford F-150 träumt, fährt er aktuell einen eher unauffälligen BMW 540i (G31/LCI). Seine Sammlung an Büchern, Heften und Prospekten zum Thema Autotuning hat mittlerweile solche Ausmaße erreicht, dass er selbst zu einem wandelnden Nachschlagewerk der Tuningszene geworden ist.  Mehr über Thomas

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